Vintage Vineyard Konzept

Vegetabiles Handschriften-Stillleben II

Nicht spektakulär war dieser Einundzwanzigste, aber das ist mir in diesen Wochen auch ganz recht so. Wenn während der Arbeitswoche alles dicht gedrängt und arbeitsintensiv abläuft und entsprechende Herausforderungen mit sich bringt, ist es fast schon notwendig, am Wochenende etwas freier mit der Zeit umzugehen und sich auch mal anderen Tätigkeiten zu widmen. Gestern war das u. a. die Durchsicht meiner letzten Fotoreihen zum Thema „Pflanzen und Handschriften“ und heute u. a. die weitere Bearbeitung der ausgewählten Motive. Das ist schon eine spannende Motivreihe und entsprechend schwierig, eine Auswahl zu treffen. In einem weiteren Schritt wird sicherlich noch eine weitergehende Filterung folgen. Die ungewöhnliche Bildidee hat es bei einigen Arrangements mit sich gebracht, dass auch Baumdetails darin zum Thema werden, v. a. sind es schöne bunte, aber auch grüne Blätter unserer Weinreben, darunter ganz kleine mit schöner Zeichnung, und außerdem auch rote Weintrauben selbst, ein Feigenblatt und ein Eichenblatt, die auf verschiedenen Fotos auftauchen. So ganz bin ich mit diesen Bildarrangements auch in Bezug auf ihre symbolischen Werte noch nicht durchgedrungen. Ich ahne, dass es darin noch vieles zu entdecken gibt und sich zahlreiche Möglichkeiten der Verwendung zur konzeptionellen Illustration daraus ergeben.

Verschobener Baumsommer

V. klagt darüber, dass auch die Weinreben bisher nicht den zum Beginn des Hochsommers gewohnten Stand erreicht haben. Sie sind eigentlich nur eines von vielen Beispielen, bei denen die Pflanzen ihren üblichen Entwicklungsstand bis jetzt verpasst haben. Es ist wie eine Verzögerung, die sich kaum erklären lässt. Denn wir haben ja genug von allem, einen häufigen Wechsel von Trockenheit und Regen sowie insgesamt doch schon viel Sonne, Licht und Wärme. Eigentlich sollte man unter solchen Bedingungen üppiges Wachstum erwarten können. Das zeigt sich aber nur bei manchen Arten. Gerade die Bäume und anderen Gehölze tun sich dagegen vielfach schwer. So überrascht ich vor allem der Ginkgo, der sich sonst viel vitaler präsentiert hat und der sich diesmal extrem zurückhält, was man an den noch viel zu kleinen Blättern erkennt, die eigentlich schon voll ausgebildet sein müssten. So ist eine Prognose für diesen Baumsommer schwer zu treffen. Vielleicht ist alles einfach um einige Wochen nach hinten verschoben.

Gute Traubenernte 2018

Nun hat V. auch die externen Weinreben gelesen und bereits zurückgeschnitten. Das war dringend notwendig, nachdem es im letzten Jahr zu nachlässig erledigt wurde. Ein kräftiger Rückschnitt führt in der Regel zu dickeren Trauben im Folgejahr, wenn es denn ein gutes Traubenjahr werden sollte. Die Ausbeute ist beachtlich im Vergleich zum Vorjahr, was uns ein wenig verwundert, da ja allgemein mit einer guten Qualität, aber weniger Ertrag gerechnet wurde. Bei uns ist es aber auf beiden Ebenen positiv. Das meiste davon wird V. selbst verbrauchen, als Tafelwein für das ganze Jahr.

Lästige Schutznetze

Nun hat er es doch noch wahr gemacht. Die Schutznetze über den Weinreben stören mich ohnehin jedes Mal, wenn V. sie für notwendig erachtet. Aber wenn dann auch noch die knall-blauen zum Einsatz kommen, ist für mich der üppig natürliche Gesamteindruck des Gartens doch sehr gestört. Jeder Blick wird dann für Wochen als erstes von diesen künstlich sich abhebenden Netzen gelenkt. Ich hoffe nur, die Trauben reifen weiterhin schnell, so dass die Lese deutlich vorgezogen werden kann. Dann könnten wir den Restsommer noch in der gewohnten Gartenatmosphäre verbringen, ohne die lästige Ablenkung.

Sommergrünkontraste

Der Efeu hat den jüngsten Rückschnitt gut verkraftet. Diesmal sind auch keine größeren Lücken entstanden, die erfahrungsgemäß sehr langsam wieder zuwachsen. Die Bewachsung der Mauer wirkt vielmehr sehr geschlossen und schön satt-grün, da vor allem ältere, schon stärker zusammengezogene Blätter an der Oberfläche geblieben sind. Vor diesem satten Dunkelgrün hebt sich das leuchtend transparente Hellgrün des Weinlaubs deutlich ab, dazwischen die ersten Trauben mit teils noch grünen, teils schon in Verfärbung befindlichen Einzeltrauben. Ein Ensemble verschiedener Grüns, die sich im Blick auf den Garten mischen und einen hochsommerlich gesättigten, sehr lebendigen Gesamteindruck vermitteln. Natürlich tragen dazu auch die hoch aufragenden Stämme und Kronen der Gartenbäume bei, deren Grün sich mit dem strahlenden Blau des Himmels in Kontrast setzen. Und die vielen Blumen, die reizvolle Farbakzente im Grün setzen.

Weinrebenstimmung

Direkt hinter der Fensterscheibe zeichnen sich die reifen und in diesem Jahr besonders üppig ausgewachsenen roten Weintrauben ab. Das Weinlaub im satten Grün, die Sonne so günstig wie seit langem nicht, da intensiv und doch nicht zu extrem austrocknend. So stehen die Chancen nicht schlecht, dass dieser Jahrgang des selbst hergestellten Rotweins ein vergleichsweise ertragreicher und – gemessen am Oechslegrad – durchaus überdurchschnittlicher werden kann. Dieses erwartbare Ergebnis ist für mich aber weniger spannend. Ich freue mich so lange an den Schatten spendenden Weinreben, die bei uns untypischerweise lange Triebe ausbilden und über mehrere Meter ausgedehnt ein ziemlich dichtes Dach aus Blättern bilden. Die ideale Situation, um das eigentümliche Licht des Altweibersommers gerade in den Nachmittagsstunden eindrucksvoll zur Geltung kommen zu lassen.

Beginn der Traubenlese

V. hat heute schon den größten Teil seiner Weintrauben gelesen, und wie immer gleich die Reben zurückgeschnitten. Der Rückschnitt war in Teilen radikal, da einige der älteren Reben kaum noch getragen haben, nur noch sehr kleine Trauben hervorbrachten. So ist jetzt die gesamte Gartenbepflanzung und –überdachung mit dem Weinrebengeflecht weiter reduziert. Viele lichte Flecken haben sich aufgetan. Vielleicht nicht das Schlechteste in Bezug auf die Lichtversorgung der niedrigeren Pflanzen. Und für den Eigenbedarf reicht auch diese schmale Ernte noch aus. Gerade einmal knapp zwei Bütten Trauben sind heute herausgekommen. Viel mehr als zweieinhalb werden es wohl insgesamt nicht mehr werden. Am Abend haben wir dann das ganze Laub und die entfernten Äste zusammengetragen. Auch das in komprimierter Form nur zwei Stausäcke bisher. Es wird tatsächlich von Jahr zu Jahr weniger, während sich die Bäume des Gartens weiterentwickeln, größer und stärker werden. Die Gleditschie, die ich bald in die Erde pflanzen will, ist jetzt besonders schön zu sehen. Bisher war sie vom Traubenlauf fast ganz verdeckt. Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass er sich zu einem der markanten Gartenbäume weiterentwickeln kann, auch wenn er zurzeit noch sehr fragil wirkt.

Schutznetze stören die Gartenidyllle

V. will morgen tatsächlich schon wieder Netze über die Weinreben spannen. Nur weil er ein paar Amseln entdeckt hat, die die noch unreifen Trauben anpicken. Das ist jedes Jahr aufs Neue ein Streitthema zwischen uns. Nicht nur wegen der aus meiner Sicht übertriebenen Panik, vor allem, weil es den so entspannenden Panoramablick auf den Garten natürlich vollständig zerstört. Der Gipfel sind dann die blauen Netze, die wegen ihrer demonstrativ unnatürlichen Färbung den Gesamteindruck des Gartens derart massiv stören, dass man keine ungetrübte Freude mehr daran haben kann. Und das ausgerechnet in der Hochzeit des Sommers, wenn man dieses Grün am besten genießen könnte. Es gab auch schon einmal Jahre, in denen er ganz auf Netze verzichtet hat. Wenn die Vögel den Weg nicht zu uns gefunden haben. Aber dieses Jahr ist alles sehr früh reif, und dann tummeln sie sich natürlich auch schon jetzt dort. Ich hoffe nur, dass die Verteilung der blauen Netze nicht gerade das Hauptsichtfeld betrifft und das Ganze einigermaßen erträglich bleibt.