Hundertjährige Maiprognose

Anders als üblich an diesem Frühlingsfeiertag hat es mich heute gar nicht in die Landschaft gezogen. Eine Witterung, die nicht zur Jahreszeit passt und den Biorhythmus ordentlich durcheinanderbringt. Wetterfühlige werden an diesem Tag keine Freude gehabt haben. Und wenn ich auf den Hundertjährigen Kalender schaue, blüht uns für den Rest des Monats Ähnliches. Ich kann nur hoffen, dass der Kalender diesmal daneben liegt. Es würde allzu vieles durcheinanderbringen, was wir biologisch und symbolisch mit dem Frühling verbinden. Von den Auswirkungen auf die Motivation einmal ganz abgesehen. So wünsche ich mir, dass wir den Baumfrühling ganz nah in der Landschaft verfolgen können und uns nicht mit dem Blick durchs regennasse Fenster begnügen müssen.

Frühlingsbremse

Solche krassen Wetterkapriolen sind ja eigentlich nicht selten gewesen in den letzten Jahren. Dennoch ist man immer wieder erschrocken, vor allem, wenn man sich gerade an die Jahreszeit gewöhnt hatte. Eigentlich waren wir ja auf Frühling eingestellt, zumal er unverwechselbar bereits da war. Beim Blick nach draußen nehme ich in diesen Tagen dagegen eher Novemberwetter wahr. Dem Efeu schadet das nicht, der zeigt im Gegenteil zum ersten Mal im neuen Jahr einen kräftigen Wachstumsschub, ist binnen weniger Tage mit frischen Blättern übersät, die sich hellgrün von den alten absetzen. Die meisten jetzt blühenden Gehölze dagegen haben sich in eine Art Wartehaltung versetzt und setzen alles daran, an der unverhofften Kälte und Nässe keinen Schaden zu nehmen. Wir werden seit langem wieder einen 1. Mai erleben, der so gar nicht zu Ausflügen einlädt und der seine Symbolik in diesem Umfeld nicht ohne Probleme wird entfalten können. Allen, die dennoch an Outdoor-Traditionen festhalten wollen, ist zu wünschen, zumindest trocken zu bleiben.