Eine Weihnachtszimmerimpression des Vorjahres für die neue Weihnachtszeit

An dem ersten wirklich kalten Tag dieses Spätherbstes konnte wir es am Nachmittag doch noch einrichten, Ks Grab zu besuchen und ihm einen winterlichen Trockenkranz zu bringen. An Allerheiligen sind wir nicht dazu gekommen, als es vielleicht noch passender gewesen wäre. Aber ich bin sicher, dort wo er jetzt ist, wird es in irgendeiner Form wahrnehmen, dass ehemalige Lebensgefährten an ihn denken. Auf dem Friedhof hat sich der Höhepunkt des Herbstes eindrücklich an vom Wind verwehten Herbstblätterhaufen mit typischen Farben gezeigt. Und das bei einer winterlichen Atmosphäre, die selbst für November zu unwirtlich erschien. Deshalb haben wir uns auch nicht so lange dort aufgehalten. Und am Abend konnte ich die beiden Leinwanddrucke mit unterschiedlichem Format, aber mit dem gleichen Motiv einer letztjährigen Weihnachtszimmerszene mit gläsernem Weihnachtsbaum so fertig machen, dass man es problemlos an der angebrachten Schnur aufhängen kann. Ich hoffe, das Motiv wird mit seinem weihnachtlichen Lichtern in abstrakter Unschärfe im Hintergrund und dem scharf gestellten weiß-gläsernen kleinen Weihnachtsbäumchen im Vordergrund ein Stück weit zu einem intensiven Erleben der Weihnachtszeit beitragen.

Gartenarbeit und späte Chilis

Einige ausstehende Gartenarbeiten standen heute nach Abschluss des jüngsten Manufakturprojekts auf dem Plan. Aber es werden nicht die letzten für diese Gartensaison gewesen sein. Allein schon, weil die Chilipflänzchen dieses Jahr sehr langsam sich entwickeln und es noch lange dauern kann, bis ich sie in ihre Pflanztröge umsetzen kann. Insgesamt muss das nicht unbedingt mit einer Verzögerung verbunden sein, denn die Chilipflanzen kommen generell sehr spät erst zur Blüte und setzen noch viel später Schoten an, mit einer entsprechend späten Erntezeit. Vielleicht ist diesmal nur der Anfang des Wachstums verzögert und es geht im Anschluss umso schneller voran. Ein Rundgang durch den Friedhof und der Besuch an den Gräbern verstorbener Bekannter war am Nachmittag ein passender Bestandteil dieses wohltemperierten und doch noch leicht schwülen Sommertages.

Verschmolzene Wahrnehmung

Die Ruhe dieses Sonntags passte zum Sonntag ebenso wie zu dieser Krisenzeit, in der fast jeder Tag insofern wie Sonntag wirkt. Am Nachmittag habe ich M. zum Friedhof begleitet, nach längerer Zeit einmal wieder, auf dem ebenfalls sehr wenige Besucher zu sichten waren. Aber für den Besuch an den Gräbern von lieben Bekannten und Verwandten ist das eher angenehm. Und so konnten wir uns in Ruhe an die gemeinsame Lebenszeit mit diesen Menschen erinnern, im kühlenden Schatten der Kiefern, Hainbuchen und Roteichen, die zwischen den Gräberfeldern wachsen. Tatsächlich weisen diese schon teilweise alten Bäume mir oft den Weg, wenn es darum geht, eine Grabstätte zu finden. Wie Erinnerungsmarken, die stets an derselben Stelle die Verstorbenen täglich an ihrer Ruhestätte begleiten und mit ihnen in der Wahrnehmung verschmolzen sind.

Kontemplativer Schatten

Es war doch eine schöne, frühlingshafte Atmosphäre bei Ms Beerdigung. Besonders bei der Beisetzung schickte die Sonne wärmende Strahlen durch die ungewohnt dichten Baumkronen. P. M. hatte es sich deshalb auch länger überlegt, ob er das Familiengrab wählen sollte. Anders als die meisten Gräber dort liegt es ziemlich am Rand, unter einer ganzen Gruppe schon älterer Kiefern, die den Platz meistens sehr schattig gestalten. Dennoch eine sehr ruhige Stelle dort, nahe am Waldrand. So können die Bäume ihren Teil zur Kontemplation beitragen und zudem in hitzigen Sommertagen die Bepflanzung schützen.

Allerheiligenaura

Nun stelle ich erst jetzt am Abend fest, dass ich das November-Kalenderblatt noch nicht gewendet hatte. Allerheiligen hat eben seine ganz besondere Aura. Da vergisst man schon mal die Alltagsroutinen und widmet sich leichter Grundsätzlichem. Anders als fast immer in den Vorjahren hat es mich heute aber nicht zum Friedhof gezogen. Seit dem vergangenen Jahr ist das anders geworden, seitdem nämlich Gs Grab nicht mehr dort zu finden ist. Wir legen zwar an der einstigen Grabstelle, die jetzt ein Stück ebener Rasenfläche und quasi unsichtbar geworden ist, noch ein Gebinde grüner Zypressenzweige und Blumen ab und stellen ein Grablicht dazu. Aber die Präsenz der Grabstätte hat das natürlich nicht. Ich denke aber, dass ich am morgigen Allerseelen, vielleicht am Vormittag, den Friedhof noch besuchen werde. Um G. und andere verstorbene Bekannte und Verwandte zu besuchen. Ein Sonntag, der nach Vorhersage das Gedenken in mehr Wärme und Sonnenlicht als heute tauchen wird.