Der Baum bleibt ein künstlerischer Impulsgeber

Auch wenn ich selbst nicht sehr häufig dazu komme, eigens gesammeltes Bildmaterial auf meinen verschiedenen Pinterest-Sammlungen zu ergänzen, ist der kontinuierlich eingehende und zu meinen Themenfeldern passende Newsletter von Pinterest doch immer wieder sehr anregend. Unglaublich fast erscheinen mir die Vielfalt und der Ideenreichtum von Designern und Künstlern weltweit, von denen viele auch Ansätze verfolgen, die meinen eigenen bildhauerischen Ansätzen im Bereich der Holzskulptur ähnlich sind. Es sind dann gerade die Unterschiede zu den eigenen Arbeiten und Herangehensweisen, die beim Betrachten dieser Abbildungen besonders interessant sind. Nicht selten gibt mir das Impulse ein, doch wieder in die bildhauerische Arbeit einzusteigen, deren aktive Ausübung schon längere Zeit brachliegt. Dann sind es aber immer wieder auch Hindernisse, meist themenfremde, die dem entgegenstehen und die mich letztlich den Faden auf allein virtueller Ebene weiterspinnen lassen. Wie ich sehe, wäre aber auch in Jahren noch eine aktive Weiterverfolgung vorstellbar, denn die Zeitlosigkeit der Themen und Symbolkomplexe rund um den Baum und sein Holz ist zweifellos. Anders ist der auch aktuell wieder festzustellende Variationsreichtum ihrer plastischen Formgebung nicht zu erklären.

Formveränderung und inhaltliche Weiterentwicklung

Umfangreiche und komplizierte technische Detailarbeit beschäftigt mich in diesen Wochen. Eigentlich ist das ganz passend, da der unwirtliche nass-kalte Winter nicht so viele Alternativen lässt, die an Natur, Landschaft und Bäume in direktem Kontakt denken lassen. So bewege ich mich im Bereich meines Lieblingsthemas weiterhin auf symbolischer Ebene, immer wieder neue Ansätze dazu findend und weiterentwickelnd. Natürlich gehören auch Überlegungen dazu, die auf eine Neugestaltung der Wunschbaum-Interpräsenzen hinzielen. Nur ist das eben ein sehr komplexes Vorhaben, für das die nötigen Freiräume vorhanden sein müssen. Möglicherweise wird es da zunächst bei Ansätzen bleiben, von denen ich hoffe, dass sie in absehbarer Zeit auch schrittweise umgesetzt werden können. Denn mit der Formveränderung kommt häufig auch in inhaltlicher Entwicklungsschub, der gelegentlich auch für mich selbst überraschend und motivierend war.

Wiederaufleben im Licht

Herbstliche Physalis-Lampions im Gegenlicht

Zwischendurch ist uns in diesen Tagen immer wieder intensives Sonnenlicht vergönnt. Dann erinnere ich mich an die besondere Atmosphäre während der Weihnachtstage, wenn das Licht von außen manchmal in gleißender Form einfällt und dies den leuchtenden Weihnachtsbaum noch mehr strahlen lässt. Der ganze Raum erhält dann eine unwirkliche Anmutung. Wie eine auf die Spitze getriebene Feier des Lichts. Eigentlich ist es auch das, was mich an der Fotografie immer schon besonders beeindruckt und herausgefordert hat. Das Besondere des Motivs dadurch herauszuarbeiten, dass es in einem für es eigenes Licht inszeniert wird oder eben im richtigen Augenblick bei natürlichem Licht aufgenommen wird. Ich habe bei der heutigen Reihe mit den teils zersetzten Physalis-Lampions, die wir wegen ihrer fragilen Formstärke und den in einem Spektrum variierenden Farben besonders die Augenblicke gesucht, in denen intensives Gegenlicht durch die Lampions fiel und sie quasi zum Leuchten brachte. Die ursprüngliche Idee eines fotografischen Konzepts, das für Auflösung und Trauer steht, konnte so in der gedachten Art gar nicht umgesetzt werden. Denn durch dieses lichte Wiederaufleben erhält das Motiv eine ganz andere, wie verwandelt wirkende Anmutung. Die symbolische Einordnung ist das nicht mehr so eindeutig, was mich noch zu weiteren Auswahl- und Detailarbeiten an dieser Reihe veranlasst, die ich sehr spannend finde.

Verwurzelte Formvorstellungen

Gut, wenn sich, wie heute, verschiedene Staus auflösen und lange mühevoll Erarbeitetes auch Früchte trägt. Dann gehen im gleichen Zug auch Routinearbeiten wieder leichter von der Hand. Denn Erfolgserlebnisse sind schon wichtig für die Motivation. Nur die Kriterien für Erfolg können ganz unterschiedlich gewählt werden. Meine Kriterien entspringen meist dem eigenen Anspruch. Nicht nur, ob etwas geschafft ist, immer auch in welchem Verlauf und unter welchen Voraussetzungen. Das setzt sich dann zu einer Gesamtform zusammen, an dem ich selbst einen Erfolg bemessen kann. Da fällt es mir immer noch schwer, trotz mit dem Lebensalter gewachsenen Gelassenheit, von einer Formvorstellung ganz abzurücken, z. B. aus pragmatischen Erwägungen heraus. Der Idealismus ist da wohl tief verwurzelt. Bei der kommunikativen Arbeit ebenso wie bei den Projekten rund um den Wunschbaum und die Baumsymbolik und ihre Anwendungen.

Starkes Baum-Thema

Darum, dass die Wunschbaum-Projekte einen ganz guten Spiegel globaler Stimmungen abgeben, bin ich ganz froh. Bei Medien und Formen, deren Substanz vor allen Dingen eine symbolische ist, die zudem einen Gegenstand haben, der als archetypisches Symbol, als hochgradig emotional besetztes Zeichen aufgefasst werden kann, sind dafür gute Voraussetzungen gegeben. Denn im spontan geäußerten Interesse, in der Suche nach Inhalten, die es ermöglichen, die eigene Persönlichkeit in äußeren Symbolen zu spiegeln, um damit mehr über diese zu erfahren, zeigt sich die wahre Stimmung. Ganz unabhängig von Entwicklungen und Nachrichten aus Politik und Wirtschaft. Es gibt eben – glückerweise – diese zeitlosen Themen, die gerade deshalb jederzeit im Alltag präsent sind und die persönliches Handeln, Motivationen und Intentionen stärker bestimmen als oft bewusst wird. Eine Palette von Wegen, Formen und Medien für mich entdeckt zu haben, mich eben diesen Themen zu widmen, immer eng geführt am großen Thema „Baum“ empfinde ich als große Bereicherung, die nie verblasst. Denn Teil dieser Projekte ist immer auch die Weiterentwicklung unter Berücksichtigung sich verändernder Wahrnehmungen, Bedürfnislagen und Ausdrucksformen. Wenn bei aller Veränderlichkeit der thematische Kern unberührt bleibt, ist das nur eine weitere Bestätigung der Stärke des Themas und seiner symbolischen Formen und der großen Rolle, die sie im Alltagsleben der Menschen spielen.

Weihnachtsbaumformen

Die verschiedenen Weihnachtsbaumanhänger an der Wand vor mir und an den Regalböden hängend, ein Ensemble meiner Lieblingsstücke, macht mir in dieser Adventszeit viel Freude. Es bestätigt sich einmal wieder, dass Reduktion als Aufmerksamkeitslenker wirkt. Sie sind gerade dadurch, dass ich mich auf eine Auswahl beschränkt habe, einfach präsenter, als Formen und Symbolträger viel wirksamer als ich es aus manchem Vorjahr in Erinnerung hatte. Gerade auch die einfachen Silhouette-Formen aus mit filigranen Mustern durchbrochenen Blechen sind wunderbare Umsetzungen der Weihnachtsbaumform und betonen je unterschiedliche Aspekte dieser Form. Damit sind sie auch mit unterschiedlichen symbolischen und ästhetischen Assoziationen verknüpft. Schön, dass noch die Hälfte der adventlichen Zeit vor uns liegt. So kann ich mich noch einige Wochen an den Dingen und ihrer Ausstrahlung freuen.

Blumen und andere Archetypen

Im Frühsommer hätte ich noch nicht gedacht, dass mir die selbst gezogenen Strohblumen so viel Freude, aber auch so viel Arbeit machen würden. Das tägliche Selektieren, das sich erst jetzt, wegen der sonnenarmen Tage, in größeren Abständen einstellt, und das sorgfältige Trocknen und Nachselektieren gehören schon seit Wochen zum Programm. Aber sie dekorationsfähig zu machen, war dann doch noch einmal eine besondere Herausforderung. Heute endlich bin ich dazu gekommen, jede der Auserwählten mit einem künstlichen kurzen Stängel aus dünnem Draht zu versehen, der die Blüten flexibel arrangierbar werden lässt. Nun fehlen noch die richtige Befestigungsformen. Styropor ist eine Möglichkeit, die sich bei einem Test schon als machbar, wenn auch nicht ganz einfach herausgestellt hat. Und außer beim Material werde ich auch für die Form oder Silhouette verschiedene Möglichkeiten testen, um die Faszination dieser konservierten Blüten möglichst augenscheinlich zu machen. So wird mir immer verständlicher, dass die Blumen neben den Bäumen und einer Hand voll weiterer archetypischen Formen zu den stärksten Symbolträgern überhaupt gehören und so gut geeignet sind, als Spiegel menschlicher Befindlichkeit und menschlicher Entwicklung zu dienen.

Außen und Innen

Ohne Sonne ist es schwieriger, auf Betriebstemperatur zu kommen. Das geht mir bei der Arbeit an verschiedenen Hölzern eigentlich immer so. Der Blick richtet sich an solchen Tagen, die ganz von dieser Arbeit ausgefüllt sind, nach Innen und damit auch eher zur eigentlichen Symbolik der Hölzer, um die es ohnehin geht. So gesehen hat das häufige Wetterwechseln auch seine guten Seiten. Außen und Innen, Form und Inhalt, Ästhetik und Symbolik erhalten so wechselnde Betonungen. Auch eine Voraussetzung, das Projekt lebendig zu halten und reine Routinen zu vermeiden, welche die symbolische Kraft der Formen zurückfahren könnten.