Erholsames Spätsommerintermezzo

So viel Regen Ende August ist doch recht ungewohnt. Aber wir haben das eigentlich auch schon herbeigesehnt, da alles so ausgetrocknet war. Ich schätze, die Bäume werden es genießen, endlich wieder auftanken zu können. Und gewissen Blumen leben auch auf, die für Dauerhitze und sehr hohe Temperaturen nicht gemacht sind. Jetzt machen die Efeutriebe richtig kräftige Schüsse und müssen demnächst wieder zurückgeschnitten werden. Weniger vorteilhaft ist es für meine Strohblumen, die Dauerregen nicht gut vertragen und die geöffneten Blütenköpfe verblassen lassen. Auch die jetzt schon zahlreich gewachsenen, aber noch grünen Chilischoten mögen es lieber trocken und sonnig. Wenn das so anhält, werden die ersten anfangen zu platzen. Das ist schade, denn gerade jetzt bräuchte dieser Art viel Sonne, um auszureifen. Nun wollen wir hoffen, dass dieses Regentief seine positivsten Wirkungen nicht überstrapaziert und wir sehr bald einen milden, sonnenreichen Frühherbst mit bunten Farben erleben dürfen.

Herbstliche Atmosphäre

Ein ruhiger Sonntag, der ganz gut zur ansonsten arbeitsreichen Woche als Abschluss passte. Wir genießen den Ausklang des Sommers und den am Erscheinungsbild der Gartenbäume absehbaren Anfang des Herbstes. Nachdem ich gestern die meisten Sonnenblumen geschnitten hatte, fällt mir jetzt auf, dass auch die Bäume schon einzelne herbstlich verfärbte Blätter ausbilden. Das allein wäre ein deutliches Zeichen für den Wechsel der Jahreszeit. Aber auch die gesamte Atmosphäre fühlt sich schon überwiegend herbstlich an.

Spätsommerarbeit im Freien

Es war schön, wieder einmal den ganzen Samstag mit kunsthandwerklicher Holzarbeit zu verbringen. Oder fast, denn am späten Nachmittag bin ich zu Gartenarbeiten übergegangen, weitere verblühte Sonnenblumen mussten geschnitten werden. Einige der Köpfe habe ich für die Vögel zum Picken der Kerne ausgelegt, einige wenige besonders schöne zum Trocknen auf die Fensterbank gelegt, als Grundstock für die nächstjährige Sonnenblumensaison. V. war auch wieder den ganzen Tag mit seinen Baumobstaktivitäten beschäftigt, vor allem mit dem Keltern und Einkellern des eigenen Rotweins, aber auch Birnen und Zwetschgen mussten weiterverarbeitet werden. Als Kür sozusagen haben M. und ich uns darum gekümmert, die schönsten Exemplare unter den Physalis zu schneiden und zum Trocknen aufzuhängen. Dieses Jahr ist es mit den Physalis schwieriger. Es gibt zwar recht viele, aber die Extremwitterung, v. a. die langanhaltende Hitze, hat ihnen doch sehr zu schaffen gemacht. So sind viele schon frühzeitig verdorrt und konnte ihre schöne leuchtend rote Farbe gar nicht halten. Andere wiederum sind grün geblieben oder, noch häufiger, es finden sich noch grüne und rote Lampions an einem Trieb. Schade, die Möglichkeiten, sie für dekorative Zwecke einzusetzen, halten sich deshalb in Grenzen. Ich hoffe, am Ende werden es doch noch einige schöne Einzelexemplare werden.

Jahreszeitenprivileg

Die schon selten gewordene Holzarbeit im Freien hat mir den Beginn des Herbstes sehr nahegebracht. Man spürt an der Luft, der Temperatur, dem Licht, wie sich die Jahreszeit im Übergang befindet. Das ist traurig und schön zugleich. Der Sommer, über den wir zuletzt wegen der schwülen Hitze noch geklagt haben, ist auf einmal vorbei, und sogleich trauern wir ihm nach. Aber der Herbst hat eben auch seine Reize. So freue ich mich jedes Jahr aufs Neue auf diese Wechsel und all die Eindrücke und inneren Handlungen, die sie in uns und zwischen uns hervorrufen. Ein großes Privileg der Bewohner mittlerer Breiten.

Traditionelle Weinlese light

Wieder einer dieser schon Routine gewordenen Tage voll mit technischen Herausforderungen. Da war es schon fast eine Erholung, am Abend zusammen mit M. die zurückgeschnittenen Weinstocktriebe zusammenzutragen, die bei Vs heutiger Weinlese abgefallen waren. Diesmal lief das in einem Rutsch ab, da es einfach sehr wenige Trauben gab. Eine Tendenz, die sich in den Vorjahren abgezeichnet hat und sich zunehmend verstärkt. Auch weil V. keine neuen Reben mehr pflanzt, die die starken alten ersetzen könnten. Insgesamt hat es aber genug Umfang, um zumindest eine selbst gemachte Alternative beim Rotwein zu erhalten, auf die V. das ganze Jahr über zugreifen kann.

Vorverlegte Ernte

Eine der Folgen, die sich seit Jahren im Zuge des klimatischen Wandels abzeichnen, ist die Vorverlegung der Erntesaison. Vor zwanzig Jahren wäre es undenkbar gewesen, Weintrauben schon Ende August zu ernten. Das war früher, als wir solche schon großflächig über den Garten geleitet hatten, eine Aktion für die ganze Familie, meist gegen Ende September oder Anfang Oktober. Jetzt ist das schon gut einen Monat vorverlegt. Da lässt sich der vielbesprochene Klimawandel nicht mehr leugnen. Und wie immer kommt alles zusammen. V. wird sich relativ zügig auch an die Birnen und Zwetschgen geben müssen, die in diesem Jahr üppig und in größerer Menge gewachsen sind. Viel Erntearbeit gerade beim Baumobst, die noch Wochen in Anspruch nehmen wird, inklusive der Weiterverarbeitung, u. a. zu Wein, Viez, Saft, Marmelade oder eingemaischt als Grundlage für einen Obstbrand.

Vorgezogener Übergang

Die Abkühlung hält an, etwas ungewohnt nach diesem Dauerhitzesommer. Aber auch erholsam vor allem für die Pflanzen. Gießen muss ich an solchen Tagen auch weniger. Nur die Motivation der Menschen leidet bei mäßiger Temperatur, weniger Sonne und dunkel werdendem, sich teils schon verfärbendem Baumlaub doch erheblich. Eigentlich würde solche Stimmung in die Übergangszeit des Herbstes passen, hat uns aber schon früher ereilt. Tatsächlich hat M. heute früh als erstes angemerkt, dass sich der Tag jetzt schon herbstlich anfühlt. Ich stimme dem zu, bin aber zuversichtlich, dass wir noch einen Spätausläufer des Hochsommers erleben dürfen, bevor die letzten Sommerblüher verwelkt sind.

Baumobst und Herbstanmutung

V. ist jetzt viel in Sachen Baumobst unterwegs. Für den Rest der Familie war das noch nie ein so großes Thema, obwohl wir alle von Klein auf mit der Pflege der Obstbäume auf unseren Streuobstwiesen und der Baumobsternte, speziell von Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Äpfeln und Birnen, zu tun hatten. V. hält immer noch mit einer scheinbar ungebremsten Leidenschaft daran fest, wenn auch die Zahl der gesunden Obstbäume und der Ertrag viel geringer ist als früher. Gut eigentlich, denn sonst wäre es kräftemäßig auch nicht mehr zu schaffen. Die Mirabellen haben wir ja schon verarbeitet, zu Marmelade und über einem Dutzend Mirabellenkuchen. Aktuell stehen die Birnen auf dem Programm, die roh gegessen und zu einem kleineren Teil später dem Apfelviez zugesetzt werden, dem runderen Geschmack wegen. Und dann haben wir noch ziemlich viele Zwetschgen in diesem Jahr. Ein paar Kuchen werden daraus wohl auch werden, den größten Teil aber wird V. einmaischen und evtl. zu Schnaps brennen lassen. Die nächste Ernteaktion wird sich voraussichtlich auf unsere Weintrauben konzentrieren, mit nur noch geringer Menge im Vergleich zu früheren Jahren, einfach weil die Stöcke sehr alt geworden sind und nicht mehr so gut tragen, aber V. kann eben daraus seinen eigenen Rotwein herstellen. Traditionell letzte Station werden die Äpfel sein. Dieses Jahr gibt’s wieder welche, nachdem es einige Ausfall-Jahre zuvor gab. Auch die sind zum Essen und werden sicher auch zu einem Teil zu Viez und Kompott weiterverarbeitet. Gefühlt ist der Sommer damit eigentlich schon vorbei. Bei so viel Erntethematik fühlt sich die Jahreszeit schon deutlich nach Herbst an.

Die perfekteste Spätsommermischung

Nach der anstrengenden Gartenarbeit gestern war dieser ruhige Sonntag der richtige Wochenabschluss. Auch dass der Sommer eine weniger aufgeheizte Färbung angenommen hat, finde ich erholsam, zumal sich das in den nächsten Tagen fortsetzen soll. Viel Licht, eine angenehme Wärme und die Eindrücke der Blattgrüns der Bäume, Stauden und Blumen, das zunehmend wärmer werdende Licht der späten Nachmittage, sind für mich das Eindrucksvollste am Spätsommer. Dass der möglichst ausgedehnt und langgezogen ausfällt, wünsche ich mir, da diese Jahreszeit energetisch und ästhetisch eigentlich die perfekteste Mischung enthält. Wenn wir das möglichst lange noch in uns aufnehmen und in die dunklere Jahreszeit hinüberretten können, ist das doch schön und gibt Kraft für den weiteren Verlauf dieses Krisenjahrs.

Gartenrückschnitt für mehr Licht

Seit letztem Jahr haben sich die Gartenbäume bei J. und W. prächtig weiterentwickelt. Die Ebereschen sind wieder neu hoch hinausgeschossen, nachdem wir sie erst vor einigen Monaten zurückgeschnitten hatten. Inzwischen sind die beiden wie ein zusammenhängender Baum geworden, jedenfalls sieht das von weitem so aus. In der Mitte der Hinterhausgartens sind sie ein echter Hingucker, gerade in dieser Jahreszeit, wenn die Früchte so leuchtend rot in der Sonne glänzen. Auch die Esskastanie vorne ist sehr stark und ausladend geworden, scheint aber weniger Blüten gehabt zu haben, weswegen jetzt auch weniger Kastanien zu sehen sind, vor allem an den unteren Ästen fehlen sievollständig. Der Walnussbaum hat sich von allen eigentlich am wenigsten verändert. Bei dem heutigen Besuch war doch wieder einiges an Gartenarbeit auf dem Programm, um den Wildwuchs im Vordergarten zu reduzieren. Mit Scheren und vor allem der Heckenschere sind wir Stück für Stück vorangegangen, um das meiste direkt über dem Boden zurückzuschneiden. Natürlich haben bei der Gelegenheit auch die kleinen Bäume einen Rückschnitt erhalten, darunter der Korkenzieher-Hasel und die kriechenden Zypressen, die sich im Laufe der Jahre immer mehr Fläche erobert haben. Es war notwendig, alles ein wenig zu reduzieren, um den verschiedenen Blumen und Stauden mehr Luft und Licht zu verschaffen. Im nächsten Frühjahr wird sich das mit mehr Blüten und Wuchsfreude sicher auszahlen.

Wochenende mit alternativer Gartenbaumarbeit

Eine schöne kreative Arbeit, die auch persönlich berühren kann, konnte ich heute erfolgreich abschließen. Zumindest aus meiner Sicht, denn die Rückmeldung steht noch aus. Das passt zu einem Einundzwanzigsten, an dem bei mir häufig Linien zusammenlaufen, sich Projekte abschließen und Problematisches klären lassen. Ich freue mich auf ein etwas abgekühltes Wochenende mit wenig Regen, an dem das ursprünglich avisierte Baumrückschnittprojekt kein Thema mehr sein wird, weil die Arbeit zuvor schon extern erledigt wurde. So können wir uns auf weniger aufwändige Arbeiten konzentrieren, zu denen u. a. das Entfernen der alten Zypresse im Vorgarten von J. und W. gehört, die schon seit Jahren nicht mehr ihre ehemalige Anmutung versprüht. Denn sie war im Laufe der Jahre im unteren Drittel ausgedörrt, nur noch im oberen aus unzähligen parallel verlaufenden dünnen Ästchen bestehenden Abschnitt zeigt sie noch Nadelgrün, leider außerhalb des normalen Blickfeldes. Wenn J. und W. das auch wollen, könnten wir an der Stelle den Garten auslichten, die Zweige abschneiden und den Wurzelstock unterhalb des Bodens abhacken, da er sich wahrscheinlich nicht als Ganzer herausholen lässt.

Fotografische Möglichkeiten ausreizen

Das intensive Arbeiten an der Bildbearbeitung und das Optimieren von Porträts ist immer eine spannende Aufgabe, bei deren Ausführung ich immer wieder dazulerne. Gerade das Freistellen ist schwierig. Heute aber konnte ich eine sehr effektive Routine entdecken, die hervorragende Ergebnisse bringt. Einiges von dem, was ich im Bezug auf Feinheiten der Bildbearbeitung neu hinzulerne, werde ich auch in anderen Themenzusammenhängen nutzen können, u. a. bei meinen Bildserien rund um die Bäume und das Holz. Denn von der Entwicklung der RAW-Daten bis zum fertig verwendbaren JPEG sind es viele Zwischenschritte, die notwendig und nützlich sind, wenn man optimale Qualität gewinnen will. Die Unterschiede zum Standard-JPEG, wie es die Kamera erzeugt, sind gewaltig und zeige, wie spannend die Fotografie auch und gerade bei der digitalen Technik sein kann.

Fatalistische Grundhaltung

Nach einem kurzen Zwischenhoch ist die Aufmerksamkeit auf meine Wunschbaum-Projekte jetzt doch wieder zurückgegangen. Das Themenfeld hat zusammen mit vielen anderen in normalen Zeiten als eher zeitlos geltenden derzeit einen schweren Stand. Fast scheint es, dass alle auf Überlebensmodus umgeschaltet haben. Und darunter fällt vieles nicht, was sonst zum kulturell Bedeutsamen gezählt wird. Schwere Zeiten deshalb vor allem für Kultur Schaffende, nicht nur wegen fehlender Auftritts-, Präsentations- und Inszenierungsmöglichkeiten. Auch weil die Aufmerksamkeit auf dieses scheinbar Überlebenswichtige fokussiert ist und Kultur dann weniger bis gar nicht beachtet wird. Wir brauchen mehr Hoffnung, Anhaltspunkte und Signale, die eine Ende der Krise in Aussicht stellen, wenn diese fatalistischen Grundhaltung sich wieder verflüchtigen soll.

Gehemmte Erntezeit

Eine erholsame Abkühlung, einmal ein Abend, an dem kein Gießen im Garten notwendig ist, und tagsüber habe ich einige Projekte gut voranbringen können. Das ist eine Jahreszeit, in der vieles zusammenläuft und sich in gewisser Weise positiv verstärkt. Das Ende des Hochsommers und erste Zeichen von Frühherbst. Wenn wir nicht diese Krise erlebten, die alles und jeden lähmt, könnten wir in vielen Bereichen durchstarten, mit neuem Mut neue Projekte angehen und liegen gebliebene wieder aufgreifen. Aber so ist alles ein wenig anders, undefinierbar, da es keine vergleichbaren Vorerfahrungen gibt. Das satte Grün da draußen, das Reife der Früchte, die Aussicht auf zum Teil reiche Ernte sind aufbauende Elemente in unserem Umfeld, die Kommunikation und Gesellschaft umgehen und denen das Krisenhafte deshalb nicht anhaftet. Ohne diese Basis wäre es derzeit noch schwieriger.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.