Texte zum Baumerleben – Baumblog – Bäume als Lebensthema

Man muss sich schon etwas einfallen lassen, um diese heißen Tage schadlos zu überstehen. Die ungewöhnliche Ruhe draußen zeugt davon, dass es offenbar allen so geht. Man versucht, sich möglichst wenig zu bewegen und durchzuhalten. Ungewohnt ist es deshalb, weil frühere Heißphasen meist schneller von Gewittern, Abkühlung, durchschnittlichen Sommertemperaturn abgelöst wurden. Eine so lange anhaltende Hitze auf hohem Niveau, um die 35 Grade, sind doch selten – glücklicherweise, denn für Pflanzen, Tiere und Menschen ist das auf lange Sicht schädlich und stressig. Ich habe die Ruhe des Nachmittags genutzt, um nun doch das Buch „Baumreich“ einer Luxemburger Autorin auszulesen, das schon seit bestimmt zwei Jahren in der Lektüreschlange steht. Es wirkte zuvor etwas langatmig auf mich, weil diese Form der Darstellung, die Beschreibung von Exkursionen durch die Baumlandschaft, durchmischt mit Beobachtungen und Betrachtungen zu den Bäumen und bestimmten Baumarten allgemeiner Art, die sich über ein ganzes Jahr in Bezug auf verschiedene Orte und Regionen verteilen, untereinander kaum einen Zusammenhang haben. Die Autorin hat sich bemüht, Themen zu konstruieren und jeder Wanderung, jeder Erkundung einer bestimmten Baumlandschaft in ihrer Region, einen roten Faden zu verleihen, an dem sich auch Allgemeineres aufzeigen und erläutern lässt. Das ist mal besser, mal weniger gut gelungen. Dennoch habe ich das Buch zu Ende gelesen, einfach weil diese lebensnahe Art, die eigenen Beobachtungen mit Bezug auf die Bäume festzuhalten, meinem Konzept im Baumtagebuch doch sehr nahekommt. Meine täglichen Beiträge sind allerdings, gerade weil es tägliche sind, noch unzusammenhängender, haben allerdings auch nicht den Anspruch, einen stringenten Zusammenhang zu bilden. Es geht mir eher darum, das spontane Erleben, Reflektieren und Beobachten an jedem Tag wieder aufs Neue aufzuzeichnen. Das enthält immer wieder auch allgemeinere Erkenntnisse, die sich von Zeit zu Zeit wiederholen mögen. Es sind aber doch jeweils von der jeweiligen Situation geprägte Texte, die nie gleichartig sind oder wie Wahrheiten wirken sollen. Ich denke, bei dieser Linie will ich auch bleiben, da diese Textform auch für mich selbst etwas Einmaliges darstellt, das mein Leben bereichert.

Untypischer Sommersamstag

Ein Rekord ist eigentlich nicht mehr auszumachen, weil es schon so viele ähnlich heiße und sonnenreiche Tage in diesem Hochsommer gab. Trotzdem gehört dieser Samstag sicher zu denen, die einen am anstrengendsten anmuten, für den Fall, dass man körperlich arbeiten muss. Die kunsthandwerkliche Arbeit am Vormittag an zwei Stäben aus Pappel und Apfelbaum und das bisschen Gartenarbeit um die Mittagszeit – ich habe die ersten, schon längst verblühten Sonnenblumen entfernt – haben dann auch schon ausgereicht. Am späteren Tag wäre es nicht mehr gesund gewesen, draußen zu arbeiten. So wurde es für unsere Verhältnisse ein eher beschaulicher Samstag, ist dieser Wochentag doch sonst mit Haus- und Gartenaktivitäten gewöhnlich nur so angefüllt. Am Höhepunkt des Hochsommers, meine ich, kann das aber auch mal sein, zumal die Wetterlage bis Mitte der Woche mindestens anhalten soll. Wir machen das Beste daraus.

Hochsommerliche Baum- und Holzthemen

Es ist noch nie vorgekommen, dass ich so lange Gießwasser für den Garten aus dem Wasserhahn zapfen musste. Das war bisher immer nur auf wenige Tage im Hochsommer beschränkt. Jetzt bleibt bei uns der Regen aber auch an bedeckteren Tagen fast vollständig aus, so dass die nicht geringen Regenwasservorräte schon länger aufgebraucht sind. So anhaltende Hitze auf hohem Niveau macht allen Pflanzen sehr zu schaffen. Mir scheint, dass selbst die mediterranen und sonst sehr wärmeliebenden Arten, wie der Feigenbaum, bei solcher Dauerbestrahlung die großen Blätter einrollt und schlapp werden lässt. Deshalb gebe ich auch den Gartenbäumen bei besonders anhaltender Hitze auch ein wenig Gießwasser an die Wurzeln. Vielleicht kann sie das etwas unterstützen, wenn sie aus immer tieferen Bodenschichten ihren Flüssigkeitsbedarf hervorholen müssen. In lebendiger, wenn auch symbolischer Form, bin ich auch in diesen Tagen eng mit den Bäumen verbunden. Heute mit dem Abschluss der Arbeit an einem Baumkreis-Armband, und in den nächsten Tagen mit einem Partner-Armband-Projekt, bei dem ich wieder zwei Arten kombiniere, was in dem speziellen Fall durch den alternierenden Wechsel auch einen optisch augenfälligen Hell-Dunkel-Kontrast ergeben wird.

Die Baumkreis-Armband-Faszination

An einem so sonnenreichen und heißen Hochsommertag an einem Baumkreis-Armband zu arbeiten, ist eine schöne Erfahrung. Das Licht und die Sonne sind die Essenz eines jeden Baums. Bei dieser Arbeit habe ich die Energie und Symbolkraft von gleich 22 heimischen Arten zur Verfügung und setze sie zu einem Themenarmband mit je einer Perle aus den Hölzern der 21(+1) Bäume des so genannten keltischen Baumkreises zusammen. Es ist aber vor allem die formende, modellierende Arbeit an den Einzelperlen selbst, die mich fasziniert, da ich die verschiedenen Arbeitsschritte vom Sägen, Bohren und Schleifen jeweils für die ganze Reihe der Holzarten schrittweise durchgehe. Damit trete ich mit jeder Art gleich mehrfach in Kontakt und bin ganz nah an ihren Eigenschaften und Eigenarten, die ich so in die eigens erdachte Form integrieren kann. Das dann weitergeben zu können und vermittelt über die Symbolik des Armbandes die Nähe zu den Bäumen quasi mit anderen in gewisser Weise teilen zu können, finde ich besonders reizvoll und immer wieder neue herausfordernd.

Mirabellen satt

Heute sind dank Vs reicher Mirabellenernte noch vier weitere Hefekuchen hinzugekommen. Insgesamt sind es dann allein sechzehn Mirabellenkuchen geworden, von denen für uns abzüglich der verschenkten und des einen schon gegessenen noch zwölf übrigbleiben. Das war meine Vorstellung, für jeden Monat ab jetzt bis zur nächsten Saison jeweils einen Kuchen aus dem Gefrierschrank holen zu können. Natürlich hat V. noch mehr gepflückt, als wir zu Kuchen weiterverarbeiten konnten. Den Rest hat er heute, gemischt mit einigen dicken Zwetschgen zu einer Hybrid-Marmelade verkocht, was wiederum eine Unmenge neuer Gläser ergeben hat. Das scheint wieder ein richtiges Baumobstjahr zu sein. Nur unsere Maulbeeren sind leider total ausgefallen, wie mit einer Ausnahme eigentlich bisher immer. Wir haben noch nicht herausgefunden, womit das zusammenhängt.

Obstbaumernte die nächste

Nun ist Vs Tendenz zu Übertreibungen bei der Baumobsternte dann doch noch hervorgetreten. Jedenfalls war der Wunsch einer Bekannten, selbst einen Eimer Mirabellen von unseren Bäumen zu pflücken wiederum Anlass, die restlichen Früchte der Bäume in größerer Menge abzuernten, so dass sie jetzt verarbeitet werden müssen. Viel Arbeit für den Rest der Familie, wenn auch V. den größeren Anteil daran hat. So werden sich unsere Vorräte an Marmelade schlagartig vermehren. Und einige weitere Hefkuchen werden auch dabei abfallen. Durch sind wir mit dem Thema danach allerdings noch nicht. Denn auch die Zwetschgen sind noch nicht alle reif, bisher nur bestimmte Sorten. Und andere Obstbaumarten lassen ihre Früchte ohnehin erst viel später zur Reife kommen. In diesem Jahr ist eben alles schon sehr früh dran, inklusive des Baumobstes.

Baumobst und Insektenfraß

Nun hat V. seine Nashi-Birnen schon recht früh gepflückt.  Eigentlich wäre noch Zeit gewesen, denn sie waren noch nicht vollständig ausgewachsen. Aber die Wespen hatten sie schon vor Tagen entdeckt und tiefe Löcher in die saftigen Früchte gefressen. So blieb ihm dann doch nichts anderes übrig, als die Ernte vorzuziehen. Ich bin ganz froh, dass der Baum ab sofort seinen Nachbarpflanzen weniger Licht wegnimmt, zumal ich kein Fan dieses Hybrid-Fruchtbaums bin. Aber V. hat einen Narren an ihm gefressen, so nehmen wir die Begeisterung mit Gelassenheit hin. Von diesem Schaden abgesehen scheinen mir die Wespen in diesem Jahr aber weniger aktiv zu sein. Da hatten wir schon ganz anderes erlebt. Hoffentlich werden unsere Weintrauben vom Insektenfraß verschont und können möglichst lange ausreifen, damit V., wenn schon keine große Menge, dann aber doch einen gute Weinqualität erwarten kann.

Persönliches Baumerleben festzuhalten – in welcher Form?

Das Buch mit Erfahrungs- und Exkursionsberichten zur Baumlandschaft in Luxemburg gehört wahrlich nicht zu den spannendsten Publikationen. Heute ist es mir wieder in die Hände gefallen, nachdem ich in 1,5 Jahre es nicht bis zur Hälfte des Buchs geschafft hatte. Dennoch gibt es etwas, das mich veranlasst, es nicht einfach zur Seite zu legen. Und das ist wohl eine Art Anerkennung dafür, dass auch andere die höchst persönliche Sicht auf die Bäume ihrer Lebenswelt zum Thema machen. Vielleicht ist es etwas übers Zeil hinausschießend, das in Form eines gedruckten Buchs umzusetzen, da sich darin nämlich der Tagebuchartige Charakter als enervierend herausstellt. Im Rahmen einzelner Ausflüge gesammelte Eindrücke lassen sich eben nicht sehr gut in Buchform aneinanderfügen, jedenfalls nicht in der Form, dass man das im Zusammenhang mit Genuss lesen kann. Das Buch versucht zwar den Inhalt nach bestimmten Themen zu strukturieren. Das aber wirkt eher aufgesetzt. Vielleicht das Blog-Format für diese Art des Festhaltens und Weitergebens persönlich gefärbter Themen doch die bessere Form. Denn letztlich bleibt Kommunikation dabei eher nachrangig. Wenn es aber auch andere interessiert und punktuell Kommunikation und unterschiedliche Formen von Austausch dadurch ins Leben gerufen werden, kann das auch für beide Seiten einen Reiz haben.

Mirabellenkuchen, die Zweite

Wie gestern geplant haben wir die Kuchenserie fortgesetzt. Heute sind noch fünf neue Hefeteigbleche hinzugekommen. Drei davon konnten wir mit den restlichen Mirabellen belegen und für zwei haben wir uns an die frühere Vorliebe für Schmand-Hefekuchen angelehnt. Das Rezept dafür musste ich aber neu heraussuchen, da wir uns an die genauen Zutaten nicht mehr erinnern konnten. Den Schmandkuchen in zwei Variationen anzulegen, war ein Experiment, wobei wir uns eine Wiederholung des eher klassischen Rezepts, nur mit Schmand, Eiern, Zucker und Vanillepuddingpulver, gut vorstellen können. Weitere Zutaten sind gar nicht notwendig bzw. verfälschen eher das Ergebnis. Das Highlight aber sind natürlich die Mirabellenkuchen, die wir größtenteils eingefroren haben, um sie übers Jahr hinweg genießen zu können. Bevor V. sie fürs Einfrieren verpackt hatte, habe ich die ersten neun noch fotografiert. Und wer weiß, vielleicht wird V. die Mirabellenbäume ja noch einmal besuchen, um weitere Früchte zu pflücken und daraus Marmelade zu machen, die wir alle ebenso mögen.

MIrabellenkuchen 2020

Mirabellenkuchenreihe

Der bisher heißeste Tag des Jahres hat uns eine Reminiszenz an frühere Jahre beschert. Denn wir haben eine ältere Tradition fortgesetzt und in einem Rutsch eine ganze Reihe von Mirabellenkuchen gebacken. Heute sind es neu geworden, von dem 14-Kuchen-Rekord an einem Tag zwar noch entfernt, aber das wird ausgeglichen dadurch, dass wir die Reihe morgen fortsetzen. Mindestens drei weitere werden dann noch hinzukommen. Die Mirabellen, die V. vor einigen Tagen gepflückt und heute Vormittag entkernt hatte, stammen von dem alten Mirabellenbaum, der auf öffentlichem Grund steht und der schon vor vielen Jahren der Geheimtipp für besonders typisch schmeckende Früchte war. Außerdem hat V. noch einige kleinere Bäume am Rand der eigenen Streuobstwiese gepflanzt, die inzwischen ebenfalls guten Ertrag bringen, jedenfalls, wenn es ein gutes Baumobstjahr wird, wie in 2020.

Hochsommerhöhepunkt

Wir nähern uns den heißesten Tagen des Jahres, und die Pflanzen haben unendlichen Durst. Ich hoffe, nach diesem Höhepunkt kommt wieder Regen. Damit wir und die Pflanzen nicht leiden und wir wieder mehr vom Sommer haben, der auch vom satten Grün der Bäume und Sträucher lebt, das ohne Feuchtigkeitsnachschub allzu schnell vergangen ist.

Annäherungen an das Naturthema

In dieser Hochzeit des Hochsommers häufen sich die Gespräche über Naturbezug, Imkerei, Kunsthandwerk und andere Formen, sich wieder dem Ursprünglichen anzunähern und daran aktiv zu arbeiten. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass eine Sehnsucht nach Natürlichem verbreitet ist, auch wenn die wenigsten dem aktiv nahekommen. Aber punktuell die Gedanken darauf lenken, ist schon öfter zu beobachten. Ich versuche meinen ohnehin seit Jahren auf aktive Modellierung unseres Naturbezugs ausgerichteten Einstellungen, Erfahrungen und konkreten Projekte in diese Gespräche einzubringen, nicht wissend, ob meine langjährige Beschäftigung mit den Bäumen, dem Holz, der Baum-Mensch-Beziehung in ähnlicher Weise, wie sie für mich selbst Bedeutung hat, auch kommunikativ anschlussfähig ist. Möglicherweise sind die Formen der Annäherung ganz verschiedene. Immerhin habe ich mit den unterschiedlichen Wunschbaum-Projekten einige ganz vielfältige Ansätze in den Raum gestellt, an denen sich der anlehnen kann, den die einzelne präsentative Form anspricht.

Abgerundetes Arrangement

Was für ein langer Arbeitstag, der wieder einmal mit technischen Herausforderungen angefüllt war. Aber wenn dann die Lösungen nach langem Ringen auf dem Tisch liegen und sich gleich mehrere Aufgaben auf einmal auflösen lassen, ist das ein gutes Gefühl. Vor allem, weil die Kenntnisse für künftige Projekte dann direkt verfügbar sind und die Gestaltungsspielräume auf diese Weise immer größer werden. Ich freue mich auf die kommenden Sommerwochen, die traditionell viel Lernen beinhalten, im Umfeld einer Arbeitsatmosphäre, die von anregender Unwahrscheinlichkeit geprägt ist. Wenn ich außerdem täglich meinen Kontakt zu den Bäumen und allen Pflanzen in unmittelbarer Nähe pflegen kann, ist das ein abgerundetes Lebensarrangement.

Enger Exkursionsradius

Meine Projektarbeit hält mich derzeit vollständig in Beschlag. Und mit jeder kleinteiligen Lösung setzt sich das Gesamtbild der technischen Neuerungen zu etwas Schlüssigem zusammen. Ein gutes Gefühl, wenn das Forschen Erfolg hat und sich in funktionierenden Ergebnissen anschauen lässt. Bei so viel formal-technischer Beschäftigung vermisse ich zwischendurch den Bezug zum Natürlichen, v. a. die Begegnung mit den Bäumen in dieser Zeit des Jahres, die nur durch die Pflanzen im Wohnumfeld und die Gartenbäume an jedem Tag ausgeglichen wird. Für die weiteren Exkursionskreise fehlt derzeit der Freiraum.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.