Traubenkirschen und Apfelbäume blühen

Schade, dass ich beim Spaziergang heute die Kamera nicht dabeihatte. Die Traubenkirschen blühen zurzeit wie wild und sind gerade jetzt am frischesten und weißesten. Und auch die Apfelblüte ist auf ihrem Höhepunkt. Beide Blütenarten sind nicht leicht zu fotografieren, wegen der sehr feinen Weiß-Nuancen, die auch das beste Objektiv nur bedingt einfangen kann. Aber ich denke, es ist einen Versuch wert, denn die besten Aufnahmen dieser Blüten sind mir schon vor langer Zeit gelungen. Die letztjährigen Versuche waren zwar umfangreich, aber letztlich nicht ganz so überzeugend. Ich werde das richtige Licht, den richtigen Moment erwischen müssen. Das gehört zu den Dingen, die man nicht vollständig planen kann.

6000 Beiträge für das Baumtagebuch

Jetzt wird es doch unverhofft extrem techniklastig, womit ich in der Form nicht gerechnet hätte. Aber die Neuauflage eines eigentlich schon fast abgeschlossenen Projekts hat mich nun vollständig im Griff und stellt sich als größere Herausforderung heraus. So bin ich sehr gespannt, ob sich das in vernünftigem Zeitrahmen lösen lässt und mir genügend Zeit für die nicht-technischen Themen bleibt. Die Symbolarbeit soll nicht darunter leiden, handelt es sich doch dabei um das langfristig wirklich Wichtige, das ich gerne an der Baumsymbolik eng führe und das gerade ich solchen Konzentrationsphasen sehr gut geeignet ist, die Grundlagen im Blick zu behalten. Nun – es ist vielleicht eine statistische Randnote, zeigt aber doch den beachtlichen Umfang des Baumtagebuchs:

Dieser Eintrag ist der 6000. seit Start des Baumblogs am 20. November 2004.

Zögerlicher Baumfrühling

Die Baumlandschaft döst zurzeit vor sich hin, da ist keine wirklich energische Bewegung zu erkennen. Es hat wohl damit zu tun, dass einige Arten wie der Schlehdorn schon abgeblüht sind und die nächsten sich noch nicht richtig trauen. Auch der Spitz- und Feldahorn sind vorsichtig geblieben mit dem gleichzeitigen Auffalten ihrer Blätter und Blütenstände, vielleicht wegen der empfindlich kühlen Nächte. Ich denke, dass die Sonne und zunehmend auch die Wärme jetzt aber überhand nehmen und der Frühling sich erkennbar Bahn bricht.

Nur menschliche Tragik

Nach der intensiven Gartenarbeit war der Sonntag für uns ein willkommener Ruhetag, den wir auch in diesem Sinne genutzt haben. Die Baumlandschaft entgeht mir in dieser spannenden Vegetationsperiode dennoch nicht, da ich meist über die Mittagsstunden eine Runde drehe und dabei oft Eindrückliches auch fotografisch festhalte. So diente der Sonntag eher der Lektüre, der Reflexion und ein bisschen auch der Rekreation angesichts anstrengender Monate, die nun schon hinter uns und die gewiss auch noch vor uns liegen. Es ist tröstlich zu wissen, dass dies alles nur für uns diese besondere Tragik mit sich bringt, für andere Lebensformen wie die Bäume das Ganze dagegen an sich bedeutungslos oder vor außen betrachtet sogar erholsam ist.

Familientradition und Identität

Diese bei uns traditionell im Frühjahr stattfindende Rund-ums-Haus-Reinigung ist schon so etwas wie eine Familienspezialität. Auch wenn M. und V. sich zunehmend davor fürchten, weil es sie vermeintlich zu überlasten droht, ist die Durchführung letztlich doch etwas, das Identität stiftet und festigt. Es würde etwas fehlen, wenn wir darauf verzichten würden. Immerhin gab es diesmal keinen Doppeltermin, da die alle paar Jahre notwendige Reinigung der Überdachung im letzten Jahr schon auf dem Programm stand. Aber bis zum Nachmittag hat es dann doch wieder gedauert, eigentlich wie gewohnt. Und danach konnten wir auch die Sitzgarnituren herunterholen und mit Polstern belegen, den Garten harken, der vom Aufrichten des Regentanks gestern zertrampelt war, und verschiedene weitere Arbeiten durchführen, die unsere neue Gartensaison vorbereiten. Jetzt ist alles wieder so, dass wir die über den Sommer blühenden Zier- und Nutzpflanzen zu ihrer jeweiligen Zeit aussäen oder einpflanzen können und sich das Grünen und Blühen von Tag zu Tag weiter verdichtet. Die Bäume des Gartens scheinen bisher einen guten Start erwischt zu haben. Noch keine Blätter, aber die jungen Triebe scheinen frisch und von den zuletzt frostigen Nächten nicht geschädigt. So rechne ich mit einem guten Gartenbäume-Jahr, hoffentlich auch für die nicht mehr ganz so neuen Feigenbäume, die sich bisher nicht so richtig ausbreiten wollten. Mittlerweile sollten sie sich doch an ihren Standort gewöhnt und kräftiges Wurzelwerk ausgebildet haben. Wäre schön, wenn zumindest einer der beiden an den sehr wuchsfreudigen und stark Frucht tragenden Vorgänger herankäme.

Rund-ums-Haus-Frühjahrsputz

Zum Weiterverarbeiten meiner Apfelbaum-Abschnitte, die wir vor Wochen bereits auf der Streuobstwiese aus dem Stamm gesägt hatten, werde ich auch morgen noch nicht kommen. Das Projekt wird zusammen mit dem ersten Brennholzmachen für den kommenden Winter wohl auf das kommende Wochenende verschoben. So steht erst einmal die jährliche Rund-ums-Haus-Frühjahrssäuberung an. Mit Hochdruckreiniger und Besen geht’s dann an den Waschbeton, die gefliesten Pfade, die verschmutzten Pflanzkübel, die draußen über den Winter leicht angestaubte Gartensitzgarnitur und den unteren Abschnitt der Fassade, an der sich übers Jahr viel Sand und Sägestaub absetzt. Ich denke, wir sind froh, wenn wir das hinter uns haben, vor allem weil danach die Gartensaison richtig beginnen kann und wir uns wieder mehr draußen aufhalten können.

Weihnachtsbaum-Reminiszenz

Irgendetwas hat mich heute veranlasst, die Ergebnisse meiner weihnachtlichen Fotosessions erneut zu sichten und eine Auswahl zu bearbeiten. Damit hatte ich Anfang des Jahres begonnen, konnte den Prozess aber nicht abschließen. Nun war es mir wichtig, eine geeignete Auswahl von Weihnachtsmotiven für die diesjährige Saison so weit fertigzustellen, dass ich zum Anfang der Adventszeit nur noch eine engere Auswahl treffen muss. Eine der Glasweihnachtsbaumfiguren vor dem in abstrakter Unschärfe aufleuchtenden realen Weihnachtsbaum finde ich im zeitlichen Abstand besonders eindrücklich. Daneben sind aber noch eine Reihe weiterer Motive in meine engere Wahl gefallen, die sicher als neue Grußkartenmotive geeignet sind.

Weihnachtsbaum-Figur aus Glas vor erleuchtetem Weihnachtsbaum

Baummetamorphosen II

Die jahreszeitlichen Überlappungen im aktuellen Erscheinen der Bäume hat mich auch heute wieder beschäftigt. Beim Wildapfelbaum und beim Weißdorn sind es die mumifizierten Fruchtrelikte des Spätherbsts, die mit dem gleichzeitigen Aufbrechen der Blatt- und Blütenknospen zu sehen sind. Interessant ist, wie beides genau im gleichen Stadium angekommen ist, nur eben gegenläufig. Die denaturierten Früchte stehen kurz davor, sich endgültig von den Zweigen abzulösen, während die Blütenblätter kurz davor stehen sich zu öffnen. Eine wunderbare symbolträchtige Szenerie, wie ich finde, die angesichts des oft gestörten Rhythmus‘ im jahreszeitlichen Wechsel die Existenz der Jahreszeiten am konkreten Beispiel dennoch aufblitzen lässt.

Jahreszeitliche Baummetamorphosen (Wildapfelbaum)
Jahreszeitliche Baummetamorphosen (Weißdorn)

Jahreszeitliche Baummetamorphosen

Das ist gerade eine Übergangszeit, in der viele frühe Baumblüten schon wieder vergehen und andere Arten erst beginnen, ihre Blütenknospen zu öffnen. Immer wieder skurril finde ich, wie sich die Entwicklungsphasen der Bäume über lange Zeitphasen überschneiden können und dabei manchmal zwei Stationen überbrücken. Aufgefallen war mir das schon vor Tagen an manchen Wildapfelbäumen, deren kleine Äpfelchen wie schwarz verschrumpelte Kohlen an den Zweigen hängen. Der Winter und all der Regen und Frost konnte sie noch nicht von den Zweigen lösen, während sich neues Frühlingsgrün neben ihnen ausbreitet. So beobachte ich dasselbe heute bei den Schlehdornhecken, die immer noch fast mumifiziert wirkende Früchte vom Vorjahr in großer Zahl tragen, während ihre neue Blütephase schon wieder fast abgeschlossen ist. Das strahlt eine doppelte Morbidität aus und lässt das Vergehen in den Zwischenzeiten üppigen Frühlingswachstums immer wieder hervorscheinen, um bald schon wieder von reichem Blattgrün und neuen Früchten abgelöst zu werden. Bei den Heckenrosen sind es die eingeschrumpelten, dunkelrot bis schwarz gewordenen Hagebutten, die immer noch zu sehen sind, während sich die neuen Blätter schon breit machen. Es ist, wie wenn die Bäume und Sträucher mitten in der Weiterentwicklung die andere Seite der Auflösung mit sich tragen und das zwischendurch auch zeigen.

Jahreszeitliche Baummetamorphosen I (Schlehdorn)
Jahreszeitliche Baummetamorphosen II (Schlehdorn)
Jahreszeitliche Baummetamorphosen III (Heckenrose)
Jahreszeitliche Baummetamorphosen IV (Heckenrose)

Honigsaison als Mobilisierungschance

Für V. ist es eine wirkliche Mobilisierungschance, dass die Baumblüte unsere Bienenvölker zur Hochform antreibt. Auch wenn die Vor- und Nachbereitung der Honigernte zunehmend anstrengend wirkt, ist die Saison doch ein guter Grund, das Notwendige konsequent anzugehen und die eigene Begrenzung immer wieder auf Neue zu überwinden. Es ist eben ein Stück Biografie und auch ein wichtiges Element der Fremdwahrnehmung, das schon einen Unterschied macht. Und natürlich ist es noch viel mehr, schon weil die Bienen eine so essenzielle Rolle für die Bestäubung, das Pflanzenwachstum und damit das Erzeugen von Lebensmitteln spielen. So kann man schon sagen, dass jeder Imker eine gesamtgesellschaftlich wichtige Aufgabe wahrnimmt, deren Früchte uns allen zugutekommen. Auch deshalb wünsche ich mir, dass V. dieser Leidenschaft noch viele Jahre nachkommen kann.

Belebender Gartensaisonauftakt

Der Gartensaisonauftakt gestern hatte etwas Belebendes. Mit der Aussicht auf echten Baumfrühling in den nächsten Wochen kann ich so die Freiluftsaison vorausplanen und denke schon an das nächste Aussäen und Auspflanzen, Ein- und Umtopfen, Besorgen von Pflanzerde, Dünger und später auch der Sommerblüher für die Sandsteintröge. Ich bin sehr froh, dass ich M. dafür gewinnen konnte, den geliebten Kriechwacholder nicht ganz wegzubringen, sondern ihn nur in ein anderes Gefäß mit mehr Volumen und für mehr Wurzelfreiraum umzupflanzen. Ich hoffe gleichzeitig, dass der kleine Baum das partielle Abschneiden einzelner Wurzelausläufer gut verkraftet und sich in dem neuen Gefäß, aber an fast demselben Standort, auch weiterhin wohlfühlen wird. Auf den vegetabilen Wachhalter vorm Haus hätte sehr ungern verzichtet, zumal ich finde, dass er sich über die Jahre gut gehalten hat.

Beginn der Gartenarbeit und ein neuer Platz für den Wacholder

Mit einiger Verzögerung konnten wir heute endlich in die neue Gartenarbeitssaison starten. Bei der Gelegenheit habe ich meine obligatorischen Chilis in kleine Pflanzgefäße ausgesät, außerdem einige Sonnenblumen, allerdings weniger als sonst, und eine Reihe von Rizinuskernen. In den Garten direkt habe ich Samen des orangefarbenen Mohns ausgestreut, der uns in den Vorjahren so viel Freude gemacht hat und erstmals nicht mehr so üppig nachzukommen scheint. Eine Art Vorsichtsmaßnahme. Die anderen Samen sollen erst einmal auf der Fensterbank keimen. Es wird einige Wochen dauern, bis ich die ersten Pflänzchen umtopfen und nach draußen bringen kann. Am späteren Nachmittag sind wir dann noch zu den Pflanzkübeln vorm Haus gekommen. M. wollte etwas mit dem Kriechwacholder unternehmen, den ich sehr gerne behalten wollte. Schon allein, damit wir auch künftig einen Wachhalter vorm Haus behalten. Jetzt habe wir ihn in das etwas größere Pflanzgefäß aus Keramik umgepflanzt, in dem vorher ein Schneeballstock saß, der aber die pralle Sonne dort nicht vertragen hat. Und in den ehemaligen Sandsteintrog des Wacholders haben robuste Bodendecker in Weiß und Rot gesetzt, die sich in dem größeren Trog noch ausbreiten werden. Damit ist der Anfang gemacht für die Blumen, bevor viel später die einjährigen Sommerblumen folgen werden, für die wir u. a. wieder jede Menge gute Pflanzerde heranschaffen müssen.

Vegetabiles Krisenmanagement

An diesem Punkt der Krisenstimmung, die ich durchaus als den Höhepunkt derselben sehe, werden die Menschen zunehmend den Frühling genießen, wenn der es zulässt und die Temperaturen steigen, das Licht und die Sonne zurückkehren. Wenn die Bäume den Frühling mit üppigem Grünen und Blühen endlich besser erkennbar machen, übernimmt der Eindruck der Baumlandschaft und alles Vegetabilen die Rolle des Krisenmanagers. Das ist etwas, das inzwischen für viele und gut erkennbar auf die Psyche durchschlägt. Da kann die freie Bewegung, der weite Blick in die Landschaftshorizonte und auch der nahe Blick auf die wunderbaren Details der Pflanzen den Körper entspannen und die Seele freier machen. So wünsche ich jedem die Möglichkeit, diese Chancen zu nutzen. Und dass die neue Lust an der einfachen Naturbeobachtung und dem Gehen in der Landschaft sich über das Ende der Krise hinaus erhält.

Beitrag zur kreativen Contententwicklung

Der Monat fliegt nur so dahin. Das ist schade, weil der Frühlingsanfang damit auch schneller verfliegt, ohne dass man bei der Wechselwitterung sehr viel davon hat. Aber auch die Krisenstimmung schreitet so schneller voran, was wiederum positiv scheint. Mit meinen Baumtagebucherweiterungen bin ich nun ziemlich durch, gerade arbeite noch an der Dokumentation der jüngsten Änderungen, was wichtig ist, denn das Projekt nimmt doch einen guten Teil meiner kreativen Arbeit mit symbolischen Formen ein und erfüllt damit zwei Funktionen: kontinuierlich etwas zur Autobiografie beizutragen und als konstantes Beispiel für kreative Contententwicklung auch nach außen getragen zu werden.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.