Weihnachtseindrücke und -formen

Einen Nikolaus haben wir heute auf den abendlichen Straßen nicht entdeckt. Das war früher auch anders, als es noch wahrscheinlicher war, die Symbolfigur zusammen mit Knecht Ruprecht von Haus zu Haus ziehen zu sehen. In den Gesprächen der Menschen, ob sie nun Kinder haben oder nicht, ist das Thema allerdings immer noch präsent. Ich denke, es ist eine der Marken, die das Weihnachtsfest schon sehr deutlich vorwegnehmen. Und morgen ist auch schon der 2. Advent. Unheimlich, wie schnell das Jahr auf einmal zu Ende geht. Die Weihnachtsbäume sind inzwischen vor allen Geschäften aufgebaut. Und die ersten Privatleute kümmern sich bereits um ihren privaten Baum. Erstmals habe ich heute im Vorübergehen auch einige Eindrücke vom hiesigen Weihnachtsmarkt aufgeschnappt, wenn auch nicht richtig beobachtet. Obwohl die Vorweihnachtszeit bei mir immer noch besondere Eindrücke hinterlässt, spielen für mich die Märkte keine so große Rolle. Ich glaube, es sind die abstrakten Zeichen, das Licht die Farben, die traditionellen Weihnachtsmotive, die uns jetzt in so dichter und vielfältiger Form entgegentreten. Die formen als Ganzes das, was uns dem Sinn der Weihnacht atmosphärisch näher bringt, ohne diesen Sinn direkt abzubilden.

St. Barbara ohne Kirschzweige

Heute ist Barbaratag. Vergessen habe ich das nicht. Aber Ms Idee, die vor einer Woche geschnittenen Kirschbaumzweige in der Wohnstube aufzustellen, um dem Blütenwunder bis zum Heiligen Abend nachzuhelfen, konnte ich nicht zustimmen. Zur Tradition gehört natürlich, die Zweige eben an diesem Tag zu schneiden, nicht vor- oder nachher. Sollte sich das Wunder einstellen, wäre es zumindest ein nicht ganz astreines, eines, das man auch auf den vorverlegten Schnitt zurückführen könnte. Davon abgesehen, im vergangenen Jahr wollten die Blütenknospen sich partout nicht bis zu den Feiertagen öffnen. Und das, obwohl wir schon früh mit dem Holzbrand begonnen hatten und die Raumtemperatur sicher begünstigend gewirkt hatte. Die damals verwendeten Zweige wollten dennoch nicht. Nach dieser Erfahrung, die wir im davor liegenden Jahr ebenfalls schon gemacht haben, ist das mit dem Brauch ohnehin nicht mehr sehr attraktiv. Wunder begeistern eben nur dann, wenn sie auch tatsächlich geschehen.

Veröffentlichung meiner Begriffsbestimmung zum Wunschbaum

Die Weihnachtsmotive meiner Microstock-Portfolios erfreuen sich in dieser Saison wieder größerer Beliebtheit. Obwohl ein Trend festzustellen ist in Richtung einer Bildersprache, die Menschen in weihnachtlicher Umgebung ins Zentrum stellt, sind die eher klassischen, objektzentrierten Motive meiner Auswahl doch immer noch attraktiv. Schade nur, dass die ehemaligen Bestseller, allen voran der Schnappschuss-Dekorationsengel vor einem Adventskranz, inzwischen völlig in den Tiefen des immer tiefer werdenden Microstock-Pools versunken sind. Ich fürchte, daraus werden sie auch nicht mehr auftauchen, nur noch durch eine zufällige Konstellation haben sie die Gelegenheit, selten einmal heraufgespült zu werden. Aus den geplanten neuen Baumfotografien und Holzoberflächenstrukturen ist in diesem Sommer und Herbst wieder nichts geworden. Einige neue Herbstbilder, ja, aber der Sommer war diesmal nicht so einladend, um in diesem Motivfeld Entdeckungen zu machen. Also ein guter Vorsatz für das neue Jahr, das hoffentlich in dieser Hinsicht einladender und anregender sein wird. Ich freue mich sehr, heute ein Belegexemplar des Bildbandes über den Schaumberg und die Schaumbergregion vom Autor selber erhalten zu haben. Der hat mir den Band persönlich überreicht. Eine Gelegenheit, etwas mehr über das Projekt zu erfahren. Der darin verwendete Auszug meines Textes über Wunschbäume ist sehr schön eingebettet, quasi als Illustration zu den Abbildungen einer Skulptur, die mit modernen künstlerischen Mitteln die Wunschbaumidee in Form bringt. Mein Text gibt einige Hinweise, wie der Begriff des Wunschbaums verstanden werden kann und wie er in Beziehung zu den Wünschen steht. Interessant auch für sich genommen, sicher aber geeignet als Interpretationsgrundlage für zu verschiedenen Jahreszeiten abgebildete Wunschbaum-Kunstwerk.

Eine Schreibtischplatte aus Walnussbaum und Birke

Mein Schreibtischprojekt ist heute in die nächste Runde gegangen. Die vorgehobelten Bretter hatten zuletzt einige Wochen in der warmen Stube gelagert, um die eventuell noch vorhandene Feuchtigkeit zu vertreiben und ihnen Gelegenheit zu geben, sich an die trockenere Luft des Innenraums anzupassen. Jetzt dürfte sich bei der weiteren Bearbeitung nichts mehr verwerfen. Der ursprüngliche Plan, eine große, drei Meter lange Schreibtischplatte allein aus dem Holz des Walnussbaums zu fertigen, den ich vor ca. 15 Jahren als ganzen Stamm von einem Privatmann erworben hatte, ist allerdings nicht aufgegangen. Das hatte ich schon geahnt, als ich die Bretter von der Schreinerei abholte. Beim genauen Betrachten jedes einzelnen Bretts war dann schnell klar, dass die vielen Löcher, meist von eingewachsenen Nägeln herrührend, von diesen Nägeln ausgehenden Verfärbungen und löchrigen Astknoten das verwertbare Material gleich mal halbiert haben. Und bei dem Rest musste ich bestimmte Randabschnitte ebenfalls noch abschreiben, die wegen Wurmbefall oder Waldkante besäumt werden müssen. Die letztlich gefundene und für stimmig befundene Lösung besteht nun darin, in der Mitte der Platte einen hellen Abschnitt aus dem Holz der Birke einzufügen, der von Walnussbaumabschnitten flankiert wird, deren Breite zu den Längsrändern hin geringer wird. Insgesamt sieben Bretter, sechs Mal Walnussbaum und einmal Birke werden die Platte im Format 150 x 89 cm bilden. Die Kombination mit Birke ist nicht allein aus der Materialknappheit heraus geboren. Mir gefällt auch die ästhetische Qualität des Hell-Dunkel-Farbkontrastes und vor allem die Verbindung des symbolisch ganz anders verorteten Walnussbaums mit dem Lichtbaum Birke. Weisheit gepaart mit Jugend sozusagen, um nur eine symbolische Paarung herauszugreifen. Ich bin sehr gespannt, wie es in der Gesamtschau wirken wird und ob meine Idee, die Platte mit Ballistol zu schützen, wie gedacht funktioniert. Falls das Öl als imprägnierender Schutz allein nicht ausreichend sein sollte, habe ich als Zusatz die Behandlung mit Ölwachs vorgesehen.

Ein Stuhl aus Eiche und Kunststoff

Die beiden Stühle mit einer robusten Fußkonstruktion aus massiver Eiche und der Sitzschale aus Kunststoff hätte ich mir außerhalb des Testprogramms sicher nicht angeschafft. Aber diese Kombination ist im täglichen Gebrauch durchaus attraktiv. Schon optisch wirkt es modern, irgendwo zwischen praktisch-solide und elegant angesiedelt. Die leicht nach außen weisenden Stuhlbeine habe ich in dieser Anordnung noch nicht gesehen. Die Schale ist passgenau eingefügt, wodurch ein schlüssiges und trotz der Zusammensetzung eines natürlichen mit einem künstlichen Material wie aus einem Guss wirkendes Ganzes entstanden ist. V. hat den Stuhl als bequeme Alternative zu den harten Küchenstühlen schon für sich entdeckt. Und auch sonst fallen mir eine Reihe guter Verwendungszwecke ein. Insofern eine willkommene Errungenschaft, die ich mir auch als langfristig nutzbar vorstellen kann.

Die Winterpräsenz der Bäume

Dieses Wetter Ende November lässt mich voraussagen, dass wir einen eher milden Winter erwarten. Nach der empfindlichen nassen Kälte der letzten Woche sind jetzt schon fast wieder Frühlingstemperaturen angesagt. Aber gemischt mit Dauerregen und geschlossener Wolkendecke, die kaum einen Strahl durchlässt. Die Bäume haben sich so oder so von diesem Jahr verabschiedet und ziehen sich in sich, d. h. in ihren Wurzelstock zurück. Für den, der ihnen in diesen Tagen begegnet, wirken sie wie abwesende Gerüste, deren Seele noch irgendwie präsent, aber weiter entfernt zu sein scheint. Im gleichen Zug häufen sich in den beheizten Stuben ihre Relikte in Form immergrüner Zweige, Zapfen, hölzernen Gebrauchs- oder weihnachtlichen Dekorationsgegenständen sowie als Brennholz. So sind uns die Bäume ganzjährig nah, jetzt nur in einer stärker vermittelten, von Symbolen getragenen Form.

Ein nadelloser Adventskranz

Adventskranz 2015 am 1. Advent

In diesem Jahr haben wir mehr von der Adventsdekoration. Nicht nur, weil wir uns noch mehr Zeit als sonst genommen haben. Jetzt zu Beginn der Adventszeit haben wir vor allem etwas mehr Muße, weihnachtliche Stimmung in uns aufzunehmen und das weihnachtliche Licht bewusst in uns zu entzünden. Eigentlich ein immer vorhandenes Licht, nur dass es in der vorweihnachtlichen Zeit stärker in den Fokus der Wahrnehmung rücken kann. Das Angesicht des Weihnachtsbaums ist später der gefühlte Höhepunkt dieser Ästhetik, die vielen Symbole und Zeichen der Adventszeit aber entfalten über Wochen den Sinn, der die Grundlage für dieses Erleben bildet. Was ich gestern zur Symbolik am Beispiel des Adventskranzes sagte, wird vielleicht an diesem Bild deutlich. Kein Tannengrün, aber frisches grünes Moos und Lärchenzapfen zeugen von vegetabilem Wachstum. Und das Licht, hier in einer Kombination von Kerzen- und LED-Licht, schlägt die Brücke zu uns Menschen. Es ist eigentlich nur eine Veräußerlichung desjenigen Lichts in uns, dessen wir uns durch den äußeren Symbolkomplex stärker ins Bewusstsein rücken.

Adventliches Licht

Künstlicher Weihnachtsbaum 2015

Da kommt doch rechtzeitig vor dem 1. Advent bereits Weihnachtsstimmung auf. Der künstliche Weihnachtsbaum, den ich schon vor sechs Wochen zu Testzwecken aufgebaut hatte, kam heute an den für ihn bestimmten Platz nach draußen. Ordentlich mit einem Sandsack beschwert, damit er nicht vom Wind weggeweht werden kann, mit einer gelb leuchtenden LED-Lichterkette und roten Kugeln geschmückt, macht er bei Dunkelheit einen richtig guten Eindruck. Das kann man von seiner Anmutung bei Tageslicht nicht uneingeschränkt sagen, da man, wie ich befürchtet hatte, die nicht ummantelten Ansätze der eingehängten Äste doch recht gut erkennen kann. Interessant ist aber, dass der Baum zwar von Passanten zwar direkt als künstlich erkannt wird, das aber niemanden stört. Im Gegenteil hat er auch bei Tageslicht von Bekannten und Nachbarn sogar viel Lob erhalten. Wohl weil er so schön gleichmäßig aufgebaut ist und mit einiger Distanz trotzdem sehr natürlich wirkt. Vor allem aber, weil ein Weihnachtsbaum eben von seiner Symbolik lebt, und die ist mit einem künstlichen Baum genauso gut zu transportieren. Erst Recht im Dunkeln, wenn der Baum seine eigentliche Aura erst entfalten kann. Die gelben Lichter, ich habe die Farbe bewusst einmal gewählt, finde ich klasse. Ganz anders als das gewohnte Warm-Weiss, aber trotzdem nicht künstlich wirkend, vielmehr warm und die Symbolik der Weihnacht vielleicht noch besser transportierend. Froh bin ich auch, dass mir der Adventskranz gleich beim ersten Anlauf gut gelungen ist. Es war gewagt, mit der Metallschale, dem Verzicht auf Tannengrün und der Kombination mit künstlichen Lichtern. Aber die gewählte Lösung in Kombination mit frischem Moos und Erlenzapfen hat die vegetabile Symbolik auf andere Art integriert und wirkt im Ergebnis überzeugend. Ein moderner Adventskranz, könnte man sagen. Und einer der deutlich macht, ganz ähnlich wie beim Weihnachtsbaum, dass der symbolische Kern einer Tradition auf ganz unterschiedliche Weise in Form gebracht werden kann. Ich hoffe, in den nächsten Tagen mit einem Foto vom Adventskranz diese Erkenntnis illustrieren zu können. Das Moos war nicht nur für den Kranz bestimmt. Anders als V. vorhergesagt hatte, war in unserem externen Garten jede Menge sehr schönes Moos zu finden. So konnten wir am Nachmittag auch die Blumentröge mit Moos auslegen. Damit die Blumen auch schön warm haben, wie M. an der Stelle immer sagt. Botanisch sicher nicht haltbar, aber einfach ein schöner Gedanke, wie ich finde.

Versuch mit einem etwas anderen Weihnachtsbaum

Morgen geht’s endlich an das Arrangieren des künstlichen Weihnachtsbaums. Die neue LED-Lichterkette muss angebracht werden, die älteren roten Kugeln werden den Blick ins weniger schöne Bauminnere kaschieren, und für die Standfestigkeit, vor allem bei Windböen, müssen wir uns auch noch etwas einfallen lassen. Ich bin sehr gespannt, wie diese neue Form von Christbauminstallation wirkt und ob es bezüglich der Anmutung Unterschiede zum geschlagenen Weihnachtsbaum gibt. Meine nicht unerhebliche Sammlung weihnachtsbaumförmiger Objekte werde ich in diesem Jahr teilweise auf andere Fensterbänke verteilen und nicht mehr nur im Arbeitszimmer aufstellen. Das war ohnehin schon zu viel gewesen, weswegen ich in den letzten Jahren immer schon eine Auswahl treffen musste. Dies ist eine Möglichkeit, die schönsten Objekte auch zum Einsatz zu bringen und während der Weihnachtszeit betrachten zu können.

Problematische Baumbeleuchtungen

Eigentlich hatte ich die kleine Sammlung von Anhängern, Aufhängern, Objekten jeglicher Art in Weihnachtsbaumform bereits weitgehend auf Eis gelegt. Aber bei der Durchsicht des Angebots im Baumarkt ist mir dann doch noch eine metallene Weihnachtsbaumsilhouette ins Auge gefallen. Formal nichts Außergewöhnliches, aber der kupferfarbene Metallglanz der polierten Oberfläche hat eine Faszination, so dass ich den kleinen Gegenstand doch erworben habe. Außerdem eine neue LED-Lichterkette für den schon aufgebauten künstlichen Weihnachtsbaum, der dieses Jahr den Eingangsbereich außen zieren soll. Mit Unmut musste ich hören, dass es praktisch keine LED-Lichterketten mehr gibt, bei denen die Einzellichter auswechselbar sind. Ein Problem ist das schon seit Jahren gewesen, da die Ersatz-LEDs meist nicht zwischen den verschiedenen Herstellern austauschbar waren. Aber da in jeder Saison wieder einige Lichter mehr defekt sind, bleibt einem irgendwann nichts anderes übrig, als eine neue Kette zu besorgen. Eine dieser Verrücktheiten bei der neuen Beleuchtungstechnik, durch die der positive Effekt der Energieersparnis durch die geringere Nutzungsdauer wieder geschluckt wird. In dem Bereich müsste sich im Sinne der Nachhaltigkeit endlich einmal etwas bewegen.

Voraussetzungen des Ruhigseins

M. gerät angesichts der Vorbereitungen auf die Adventszeit regelmäßig in Panik. Was ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Sehe ich doch vor allem das Wohltuende dieser fast schon 5. Jahreszeit, und alles, was uns die Symbole und Traditionen rund um Advent und Weihnacht an Innerlichkeit vermitteln kann. Eine Innerlichkeit, die man sich natürlich immer wieder quasi erarbeiten muss. Und dazu gehört eine vorgängige Ruhe, ohne die das besondere Ruhigsein der Weihnacht nicht erreicht werden kann. So hoffe ich, sie bei der Gestaltung unserer Adventsdekorationen unterstützen zu können. Als erstes steht der Adventskranz an, für den ich mich besonders verantwortlich fühle, da ich die Idee mit der Neugestaltung hatte. Da muss ich mir vor allem für das Auffüllen der Schale etwas einfallen lassen. Ich denke, ohne immergrüne Zweige ist das eigentlich unvorstellbar. Das vegetabile der klassischen Kranzes soll dabei nicht ganz verloren gehen. Aber die größere Distanz zum Naturhaften hat aus meiner Sicht etwas Reizvolles, da in ihr die Symbolik als solche stärker betont werden kann. Jedenfalls wenn wir die richtige Balance bei der Wahl der Bestandteile finden.

Das Leben achten

Bis zum Weihnachtsfest werden sicherlich noch eine ganze Reihe kunsthandwerklicher Projekte anstehen, aber kurzfristiger als sonst. In diesem Jahr scheint die Saison später zu beginnen. Das ist eigentlich jedes Mal anders. Weihnachten ist zwar schon präsent, es werden sogar schon Weihnachtsbäume verkauft. Und in den Geschäften findet man bereits seit Wochen Weihnachtsgebäck und weihnachtliche Dekorationen. Aber das Fest selbst wird erst mit dem Wochenende, dem ersten Advent, bei den Menschen angekommen sein. So sind zurzeit viele durch die turbulenten Ereignisse in der Welt beunruhigt und sehen sich weit entfernt von der friedlichen Weihnachtsbotschaft. Umso wichtiger ist es gerade, sich die Kulturen übergreifende Bedeutung der Weihnacht ins Gedächtnis zu rufen. Gedanken sind wichtig, denn die größten Umwälzungen hatten immer ihren Anfang in den Köpfen und Herzen der Menschen. Nur im Falle der Terroranschläge scheint alles auf den Kopf gestellt. Denn die „kritische Masse“, wie es James Redfield in seinen Celestine-Büchern nennt, die ist doch eindeutig auf der Seite des Friedens. Es muss nur noch deutlicher werden, dass es die einzige Sinn machende Zukunft für uns alle bedeuten, sich am friedlichen Miteinander zu orientieren und das Leben zu achten.

Neue Baumblütenwunder

So viele Blütenwunder wie in diesen Novemberwochen habe ich zuvor nie gesehen. Nach den sagenhaften Blüten des Weißdorns Anfang November habe ich heute doch tatsächlich auch einige Blütenstände beim Hartriegel entdeckt. Dieses Nebeneinander von herbstlicher Vergänglichkeit, bereits in der Zersetzung befindlicher Blätter und Anzeichen neuen Wachstums ist bemerkenswert und sehr selten zu beobachten. Ein Anzeichen für die merkwürdigen Kapriolen, in denen uns das Wetter heute begegnet. Dabei könnte der November ansonsten novembergleicher nicht mehr sein. In den Nächten jetzt richtig kalt und tagsüber ebenfalls schon durchgängig frostig. Aber eben mit längeren hellen Perioden an einzelnen Tagen, in denen die Bäume das Licht gierig aufsaugen – und sich in Einzelfällen offenbar in der Jahreszeit täuschen lassen. Wenn ich das so beobachte, neige ich dazu, einen eher milden Winter vorherzusagen. Vielleicht wie im vorletzten Jahr, als wir bis zum Frühjahr keine Veranlassung sahen, den Holzofen auch nur ein Mal anzufeuern. Solange es nicht durchgängig regnet, finde ich eine solche Wetterlage gar nicht schlecht.

Abschied von zwei Gartenriesen

Einen letzten Blick auf die beiden höchsten Gartenbäume konnten wir heute bei J. und W. in G. werfen. Die bedrohlich hoch gewachsene Blauzeder im Vorgarten und die etwas windschiefe Fichte im Hinterhausgarten waren schon von beachtlicher Höhe, als die beiden dort eingezogen sind. Heute aber stellen sie eine potenzielle Gefahr dar. Deshalb haben sie sich entschlossen, schweren Herzens, die Bäume fällen zu lassen. Selbst aktiv zu werden, ist zumindest im Fall der Zeder praktisch ausgeschlossen, da der Baum sehr nah am Gehweg , direkt an der Grenze zum Nachbargrundstück und außerdem so nah am Haus steht, dass bei der Höhe und den ausladenden Ästen Verletzungsgefahr bestünde und natürlich die Gefahr, das Dach, den Zaun oder die Straßenlaterne durch unkontrolliert herabstürzende Äste zu beschädigen. Ein kostspieliges Projekt also, aber ein notwendiges und unterm Strich auch sinnvoll, da später die Gefährdung verschwunden und die Kaminholzvorräte wieder für einige Zeit aufgefüllt sind. Die Baumfällungsfirma hat sich nämlich bereit erklärt, den Stamm in spaltbare Abschnitte zu sägen. So werden die Bäume nicht nur in der Erinnerung erhalten bleiben, sondern auch noch für einige Jahre für wohlige Wärme im Winter sorgen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.