Wetterspekulationen

Vielleicht hat V. seinen Nashibaum etwas zu früh geschnitten. Es werden uns wohl noch einige Nachtfröste bevorstehen. Vielleicht nicht günstig für die empfindlicheren Arten, wenn die frischen Schnittflächen dem Frost ausgesetzt sind. Die Beobachtungen in der Baumlandschaft von vor einigen Tagen machen zwar Hoffnung auf eine baldige Temperaturänderung, aber Ausreißer sind gerade in dieser Jahreszeit häufig und können die Selbstbeobachtung der Bäume irritieren. Die Ofensaison zu beenden, lehne ich derzeit noch ab. M. ist sehr dafür, aber mit V. habe ich in der Frage einen Verbündeten, der sich mit mir über die wohlige Holzofenwärme noch sehr freut. Gerade jetzt, wo es einmal sehr sonnig, aber eben auch kalt ist, finde ich diese Art von Heizung stimmig. Und da wir ohnehin noch Vorrat beim Haus haben, können wir das noch einige Wochen nutzen. Bis der Frühling sicher angekommen ist.

Ungewohnte Arbeiten

So viel Renovierungsarbeit im Winter, das ist ungewohnt. Aber das Ganze geht auf Ms Initiative zurück, und nun muss sie ebenfalls durch, auch wenn es zeitweise zu viel zu werden scheint. Immerhin, die Themen Tapete und Farbe waren länger nicht auf unserem Plan, und so gibt es einiges nachzuholen. Ganz gut, dass mich die Holzarbeit derzeit nicht so stark in Anspruch nimmt, so bleibt etwas mehr Zeit für die liegengebliebenen Projekte. Am Wochenende hoffe ich, wenigstens die Lektüre meiner Baumliteratur fortsetzen zu können. Das liegt allzu oft brach in den letzten Monaten.

Deutliche Frühlingsregungen

Auf die Wettervorhersagen kann man sich in diesen Tagen nicht mehr verlassen. So häufig wechseln unangenehmes Regenwetter und Kälte mit sonnigen und sehr hellen Phasen ab. So habe ich die Gelegenheit zu einem Gang durch die Baumlandschaft vor Ort genutzt und sah mich sehr überrascht. Gestern noch hätte ich den Bäumen kaum ein Lebenszeichen ablesen können. Und heute, bei strahlendem Sonnenschein, haben sich ganz viele Arten schon frühlingshaft präsentiert. Tatsächlich sind an vielen Sträuchern auf einmal verbreitet Knospen zu sehen. Blütenknospen zum Teil, wie beim Schlehdorn, und Blattknospen, wie z. B. bei den Haselsträuchern. Sogar erste bunte Blüten sind vereinzelt schon zu sichten. Peter Wohlleben meint ja in seinem Bestseller zum geheimen Leben der Bäume, dass sich manche Arten tatsächlich auch irren können, was die Vorhersage des Frühlings angeht. Aber die Regungen sind jetzt so deutlich, dass man geneigt ist, den Frühling tatsächlich schon in greifbarer Nähe zu sehen. Das gibt Hoffnung auf eine lange Baumsaison.

Frühlingsknospen der Heckenrose
Frühlingsknospen
Erste Baumknospen im Frühling
Erste Blattknospen im Frühling
Erste Baumblüten im Frühling
Erste Baumknospen im Frühling

Technische Chancen für die Symbolvermittlung

An die Optimierung der übrigen Seiten konnte ich mich noch nicht geben. Aber das Thema ist schon spannend, ist die Attraktivität einer Webdarstellung doch durchaus größer, wenn sie sehr schnell zur Verfügung steht – und zudem noch gut gemacht ist. Ich versuche, diese Darstellungen immer wieder aktuellen Sehgewohnheiten und technischen Möglichkeiten anzupassen. So macht die technische Entwicklung in diesem Medium auch nicht vor den Themen halt, die inhaltlich doch in ganz andere Welten verweisen. Den Bäumen ist das alles natürlich egal. Aber unsere Art, Symbole zu verarbeiten, Erkenntnisse im Umgang und der Verarbeitung symbolischer Formen öffentlich zu machen, diese Art ist heute von der Technik beeinflusst und kann mit Hilfe der technischen Möglichkeiten auch besser vermittelt werden. Der Inhalt bleibt für mich aber immer das Primäre. Ich hoffe, dass die technischen Optimierungen diesen Anspruch unterstreichen und ihn nicht umgekehrt verundeutlichen.

Schnellere Ladezeit für bessere Wahrnehmbarkeit

Die Beschleunigungstechnik des Webhosts für besonders schnelle Ladezeiten funktioniert bei meiner Agenturseite schon einmal gut. Das ist durchaus eine Möglichkeit für das Baumtagebuch, das schon auf Grund der technischen Basis und des inhaltlichen Umfangs erhöhte Anforderungen stellt. Eigentlich eine gute Chance, die Benutzerfreundlichkeit durch schnellere Ladezeit weiter zu erhöhen. Mit solchen Fragen der Optimierung beschäftige ich mich ab und zu ganz gerne. Denn auch die authentischsten und ehrlichsten Inhalte sind kommunikativ nutzlos, wenn sie nicht wahrgenommen werden. Die Zeit, die der einzelne zur Verfügung hat oder die er sich gönnt, um bestimmte Inhalte in sich aufzunehmen, ist eben begrenzt, auch wenn ich den Wunsch sehr deutlich wahrnehme, diese überhitzte Beschleunigung wieder zurückzufahren. Der Wunsch ist bei vielen da. An der Umsetzung hapert es aber noch sehr. Schnellere Ladezeiten könnten dem entgegenkommen.

Triste Endwinterlandschaft

Keine ergiebige Zeit für die Baumfotografie. Beim Spaziergang am Mittag sehe ich kaum Motive, die es Wert währen, festgehalten zu werden. Es ist dies die Schlussphase des Winters, in der selbst die letzten Relikte des Herbstes an den Gehölzen in Auflösung befindlich sind. Am deutlichsten ist das bei den Heckenrosen, deren letzte Hagebutten sich sehr lange halten. Jetzt sind sie aber entweder vollständig schwarz geworden oder so ausgedörrt, dass nur noch eine transparente dunkle Hülle davon zu sehen ist. Ansonsten setzen nur die teils leuchtend bunten Flechten farbige Akzente in der tristen Baumlandschaft. Zeit, den Winter hinter uns zu lassen und zumindest gedanklich den Frühling vorwegzunehmen.

Ein altes Thema bleibt spannend

Bäume und Planeten, das Thema schwirrt mir immer noch im Kopf umher, weil der Zusammenhang faszinierend ist. Aber es von den Rudolf Steiners Ansätzen vom Beginn des 20. Jahrhunderts und deren Rezeption durch anthroposophische Nachfolger aus zu be- und verarbeiten, wollte mir bisher aus Zeitgründen nicht gelingen. Dabei kann ich mir immer noch vorstellen, die damit zusammenhängenden Fragen für die Auffächerung des Lebensbaum-Begriffs zu nutzen. Ob es allerdings als Background für eine neue Reihe von Baum-/Holz-Armbändern geeignet ist, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Vielleicht ist der Zusammenhang zu unbekannt, als dass es gelingen könnte, ihn in eine symbolische Form einzubringen, die dann auch noch vermittelbar ist. Vielleicht ist das ja etwas zu weit hergeholt. Dieser Zweifel ist mir gekommen, nachdem ich den Band mit Steiners Aufzeichnungen und Zeichnungen wieder in Händen gehalten hatte, in denen er sich auf dieses Thema bezieht. Die inhaltliche Aufbereitung muss von diesen Texten und grafischen Reproduktionen ausgehen und dann miterfassen, was spätere Autoren zu dem Zusammenhang geäußert haben. Vielleicht doch noch ein Projekt für die Zukunft.

Ein Schreibtisch aus dem Holz des Lebensbaums

Die wechselhaften Erfahrungen mit den Eigenschaften des Nussbaumholzes als Möbelholz lassen mich ernsthaft darüber nachdenken, das größere Schreibtischprojekt vollständig mit Eibe umzusetzen. Bisher hatte ich die Idee, nur in der Mitte einen Streifen aus Eibe einzufügen, den Rest aber in Nussbaum auszuführen. Es wird natürlich nicht einfach sein, über drei Meter lange Abschnitte in der erforderlichen Stärke zu finden. Das wird wohl eine ziemlich aufwändige Suche. Und dann stellt sich immer auch die Frage des Transports. Dem Hamburger Spezial-Holzhandel traue ich solche Sonderformen noch am ehesten zu. Das ist aber dann mit erheblichen Versandkosten verbunden. Ob in abholfähiger Nähe solches Holz aufzutreiben ist, werde ich sehen. Über Oberflächenveränderungen, wie ich sie gerade beobachte, müsste ich mir in dem Fall aber wohl weniger Gedanken machen.

Ein Baum für die Ewigkeit

Zurzeit bringt nicht viel nach draußen. Bei einem der kurzen Aufenthalte im Garten, um nämlich etwas zur Komposttonne zu bringen, hatte ich eine überraschende Begegnung mit meinem Lebensbaum. Die Eibe wächst dort, gerade neben der Tonne seit vielen Jahren als quasi fremdartiger Bestandteil der Hecke, die ansonsten nur aus blaunadeligen Zypressen besteht. Trotz dieser fremden Nachbarschaft und obwohl sie in früheren Jahren gerade zur Weihnachtszeit heftig reduziert wurde, hat sie sich – wie das so in der Eibenart liegt – mit viel Geduld und beständig ihren Platz behauptet und sogar deutlich ausgeweitet. Heute ist sie als Teil der Hecke nicht mehr zu übersehen und sticht schon allein wegen ihres satten Dunkelgrüns aus ihrer Umgebung hervor. Aber natürlich hat sie auch einen ganz anderen, viel eindrucksvolleren Charakter als die Zypressen, in deren Reihe sie sich eingepasst hat. Ich bin froh, auf diese Art meinen eigentlichen Lebensbaum auch im persönlichen Umfeld präsent zu haben. Sonst begegne ich der Art vielleicht einmal auf dem Friedhof oder in irgendwelchen Hecken öffentlicher Anlagen. Auch bei J. und W. im Garten hat sich eine eingerichtet. Aber sie sind eben nicht überall präsent. Und das macht ihnen auch nichts aus, denn ihr eigentliches Trachten geht nach der Ewigkeit.

Fokusverschiebung bei Baum-Themen

Der Aufmerksamkeitsfokus in der Beschäftigung mit den Bäumen als Thema hat sich möglicherweise in den letzten Jahren verschoben. Meinem Eindruck nach stehen zurzeit Illustrationen mit ästhetisierend-symbolischem Schwerpunkt im Mittelpunkt des Interesses, sprich Bildbände mit der Darstellung besonders eindrucksvoller, meist alter, in jedem Fall aber auf Grund einzelner Merkmale besonders beeindruckender Baumindividuen. Das zweite Interesse richtet sich an populärwissenschaftliche Zusammenfassungen neuerer Erkenntnisse zur Art, mit der Bäume als Lebewesen mit ihrer Umwelt in Beziehung treten und sich an ihrem jeweiligen Standort behaupten. Die inhaltlich-symbolischen Aspekte dagegen scheinen in den Hintergrund getreten zu sein. Für mich bleiben diese aber nach wie vor die eigentlich spannenden Dimensionen der Baumthematik. Vielleicht etwas abstrakter und nicht immer im ersten Moment zugänglich, aber doch so, dass sie die Baum-Mensch-Beziehung am besten beschreiben und die Relevanz der Bäume in unserem Alltag in ihre zahlreichen Facetten auflösen können. So man sich denn mit diesen Fragen beschäftigt. Die verschiedenen Vorhaben rund um die Lebensbaum-Begrifflichkeit sind für mich eine große Zukunftsaufgabe. Mehr Zeit und Muße, mich dem zu widmen, würde ich mir wünschen. In Ausschnitten und Teilbereichen versuche ich das aber jetzt schon voranzubringen, u. a. durch die tägliche Arbeit am Baumtagebuch.

Einer dieser ungemütlich ausgedehnten Winter

Die Sonnenbilanz dieses Monats wage ich schon gar nicht mehr genauer zu verfolgen. Das Dauerdunkel, lediglich tageweise durch längere Sonnenabschnitte unterbrochen, wie z. B. gestern, beschert uns wohl das schlechteste Februar-Ergebnis der letzten sechs Jahre. Es sei denn, die Wetterlage wendet sich und das letzte Drittel des Monats wird deutlich lichtreicher. Die Hoffnung auf einen frühen Frühling und einen frühen Beginn der neuen Vegetationsperiode schwindet damit zusehends. Und damit auch die Chance auf eine gute Ernte bei den Arten, die viel Licht und eine lange Sonnensaison benötigen, allen voran ist das der Feigenbaum. Vielleicht wird das wieder einer dieser nicht enden wollenden Winter, die weniger durch knackige Kälte als durch Dauerregen bei ungemütlichen Temperaturen auffallen. Solange das so bleibt, werden wir weiter mit Holz feuern. Das vertreibt zumindest im Haus die wettertrübe Stimmung beim Blick durchs Fenster.

Geölte Oberflächenveränderung

Die Oberfläche des Walnussbaumschreibtischs zeigt sich jetzt, nach einigen Wochen Benutzung, doch empfindlicher als erwartet. Das Öl ist nun dabei, auszuhärten und erste Kratzer und Gebrauchsspuren sind auf dem recht weichen Holz bereits zu erkennen. Zumindest bei sehr hellem Licht und von der Seite aus betrachtet. Das an sich ist in Ordnung und gehört dazu. Allerdings hat sich an einer Stelle auch eine fleckige Verfärbung gezeigt, die ich mir nicht ganz erklären kann. So als ob dort das Öl verschwunden sei, auch ist es dort etwas rauer als zuvor. Möglicherweise reagiert dieses Öl ja mit der Haut, wenn die Hand z. B. längere Zeit auf einer Stelle ruht und sich Körperwärme überträgt. Ich werde die Stelle wohl noch einmal kräftig einreiben und dann sehen, ob es sich wieder vereinheitlicht. So hat die atmende Holzoberfläche offenbar auch so ihre Tücken. Und die Imprägnierwirkung des Öls seine Grenzen. Die Langzeitbeobachtung wird mir zu einem fundierteren Urteil verhelfen.

Ofenwärmecharaktere

Zu der besonderen Wärme, die Holzbrandöfen ausstrahlen, haben die Menschen ganz unterschiedliche Einstellungen. Eine Besucherin hat gleich nach Betreten des Raums heute ihre Jacke abgelegt, geradezu erschrocken über die „Hitze“. Andere zieht gerade diese wohlige Wärme magisch an. Uns selbst geht’s ja auch so, und auch die Einschätzung, das die Holzofenwärme prima ist für nass-kalte Tage, nicht nur für grimmigste Winterkälte, hat einer unserer Bekannten ebenfalls geteilt. Mit unserem Brennholzvorrat, den wir vor einigen Monaten an einem Tag gesägt und gestapelt haben, werden wir in dieser Saison auskommen. Es wird nicht notwendig sein, etwas nachzuholen. Vielleicht ist ja der Holzlagerplatz dann im Sommer frei für Gartenutensilien und Arbeitsgeräte.

Gedächtnis der Bäume

Auf die wärmeren Tage freue ich mich jetzt schon. Es ist im Winter vor allem die Arbeit mit Holz, die mir die fehlende Wärme, das satte Licht symbolisch zurückgibt, ein Stück weit kompensiert. Holz erscheint mir immer wie kondensiertes Licht, hält den Baum, von dem es stammt, noch symbolisch und energetisch in sich – und damit vieles, was in der jeweiligen Baumart Wesentliches enthalten ist. Ein Grund, warum ich Hölzer so gerne zu tragbaren Formen umwandele. Nicht nur im Winter ist das eine gute Möglichkeit, die Energie der Bäume präsent zu halten, wenn wir ihnen nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen und die Gelegenheit fehlt, ihr Wachstum, die Veränderungen im Lauf der Jahreszeit zu verfolgen. Das Holz hat dies alles wie ein Gedächtnis gespeichert. Das lässt sich im direkten Kontakt mit ihm noch häufig erspüren, besonders wenn die natürlichen Prozesse selbst Gegenstand unserer Gedanken sind.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.