Holzstrukturen und Lebenssymbolik

Die Beschäftigung mit den Hirnholzstrukturen hat mich auf die Spur dieses spannenden Motivfeldes gebracht. Natürlich ist das nicht neu. Tatsächlich habe ich damit schon seit vielen Jahren zu tun. Aber die Aufmerksamkeit fotografisch darauf zu richten, ist schon etwas anderes. Den Blick, auch für mögliche Varianten und potenzielle Verwendungsmöglichkeiten, muss man schon gesondert schärfen, teils vollständig entwickeln. Ich denke, im Laufe des Sommers, sowohl durch Zufallsentdeckungen unterwegs als auch durch inszenierte Konzepte, kann ich das diesbezügliche Portfolio weiter ausbauen. Da gibt’s noch einiges zu entdecken. Das Schöne daran ist nicht nur der so direkte Bezug zur Symbolik der Bäume und ihrer Lebenssymbolik. Am besten ist die Tatsache, dass solches Material tatsächlich seit Jahren nachgefragt wird, relativ flächendeckend, und das diese Nachfrage etwas über die universelle und zeitlose emotionale Kraft des Holzes und damit der Bäume aussagt. Wie eine Bestätigung meiner Grundthese einer archetypischen Mensch-Baum-Beziehung scheint mir das. Oder jedenfalls ein weiteres Anzeichen für deren Relevanz im Kommunikationsalltag.

Frühlingsandeutung

Deutliche Andeutungen von Frühling sind spürbar. Auch wenn das Wochenende bei uns eher Wechselhaftes verspricht, wird die kommende Woche mehr Stabilität bringen und sicher auch die frühen Bäume zum Blühen animieren. Ich warte insbesondere auf die ersten Spitzahornblüten, bei deren Sichtung sich für mich der Frühling durchgesetzt hat. Und wer weiß, vielleicht wird’s ja wieder einmal ein Jahr mit früh einsetzendem Frühjahr. Das würde ich mir wünschen. Vielleicht habe ich am Wochenende schon die Gelegenheit, den Kamerarucksack zu testen, um u. a. meine so schön aufgefüllte Reihe von Holzstrukturfotos weiterzuentwickeln. Einige Stunden ohne Regen wären dafür ein Muss.

Lichtvoller Zeitsprung

Den gestrigen Rückblick auf Weihnachten will ich nicht ohne bildliche Illustration belassen. Diese Aufnahme kommt unter den ausgewählten meiner Vorstellung des etwas anderen Weihnachtsmotivs am nahesten. Der Weihnachtsbaum ist nur angedeutet und dennoch bestimmend für die Lichtstimmung, die gerade den Lichtimpuls in der weihnachtlichen Symbolik betont und damit wie eine Vorwegnahme, wie ein Zeitsprung während der Zeit der längsten Nächte und kürzesten Tage erscheint.

Weihnachtskristall

Weihnachtsrückblick mit Engeln und Kristall

Nun haben mich mit einiger Verspätung doch noch der letzten Weihnachtsbaumfotografien zu einem Rückblick auf die vergangene Adventszeit verleitet. Tatsächlich war ich noch nicht dazu gekommen, die Grußkartenmotive für kommende Weihnachten auszuwählen, was eine sorgfältige Durchsicht und Selektion der vielen in dieser Saison entstandenen Fotos erfordert. Jetzt kristallisieren sich aber doch einige Kandidaten heraus, die voraussichtlich aus der Reihe der musizierenden Engelgruppe und aus den Versuchen mit einem Kristallanhänger vor Bokeh-Hintergrund kommen werden. Bei beiden bildet der Weihnachtsbaum und die einzigartige Lichtstimmung, mit der er den Raum erfüllt, die wesentlichen atmosphärischen Elemente. Besonders die Bokehbilder finde ich sehr spannend und so ungewöhnlich, dass ich selbst jetzt, nach einigem Abstand zu keiner abschließenden Einschätzung gelangen kann. Sie wirken immer wieder anders und geheimnisvoll, weil sie jegliches Motivklischee vermeiden und das Thema allein über die fast impressionistisch zu nennende Lichtstimmung definieren.

Abstrakt natürliche Struktur

Das gestrige Holzstrukturen-Motiv fand ich wirklich spannend. Könnte sein, dass das solches Interesse eher solchen Menschen vorbehalten ist, die auch Erfahrung mit der Bearbeitung verschiedener Holzarten haben. Für solche können Zeugnisse maschinell hervorgeholten Holzstrukturen, die immer auf die dahinter stehende Baumart verweisen, eine besondere Faszination bedeuten. Aber auch ohne dieses spezielle Interesse und diesen besonderen Blick ist ihr dekorativer Charakter als quasi abstrakte Struktur aus natürlich gewachsenem Material nicht von der Hand zu weisen. Ich kam deshalb nicht umhin, noch zwei Varianten anzulegen, die veränderte Ausschnitte der Lattenstapel-Schnittflächen zeigen:

Nahaufnahme der Schnittkanten eines Bauholz-Lattenstapels
Nahaufnahme der Schnittkanten eines Bauholz-Lattenstapels II

Schnittkantenmuster

Die Holzstrukturen lassen mich zurzeit nicht los. So bin ich auch bei den Schnittkantenfotos der Lattenstapel aus dem Bauholzlager zu interessanten Ergebnissen gekommen. Es ist diese eigentümliche Mischung von Bearbeitung und natürlichen Strukturen, die dem Motiv seinen Reiz verleihen:

Nahaufnahme der Schnittkanten eines Bauholz-Lattenstapels III

Natürliche Wärmemittel

Die Frühlingsluft, die uns in den letzten Wochen schon häufiger umweht hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Winter immer noch hartnäckig seine Störfeuer verbreitet. So ist bei ganztägig nasskalter Witterung heute der Chai Tee doch wieder zum Einsatz gekommen. Die ätherischen Aromen von Anissamen, Kardamom, Nelken, Fenchel und Ingwer tun dann ähnlich gut wie an bitterkalten Hochwintertagen. Und die Milch und der Honig sorgen dafür, dass alles schnell ins Blut geht und von innen heraus wärmt. Der Blick auf meine gestern aufgenommenen und heute schon von der ersten Agentur akzeptierten Hirnholzfotos der Kiefer hat eine ähnliche Wirkung. Auch die Kiefer steht für Licht und Wärme, bringt den Holzofen zu anhaltend wohliger Hochform und strahlt in seiner differenzierten, harzigen Struktur jede Menge aufbauende Vitalität aus.

Hirnholztexturen

Das Licht war zwar an diesem Tag noch nicht ideal. Dennoch wollte ich die Gelegenheit nutzen, so lange der Stapel noch nicht abgetragen ist. Dabei sind ganz interessante Textur-Fotografien entstanden, die ich noch einer weiteren Durchsicht und Bearbeitung unterziehen will. Aber in diese Richtung könnte es bei einem Teil der Aufnahmen gehen, nämlich denen mit einem Stapel dicker Kiefernbohlen:

Hirnholzansicht gestapelter Kiefernbohlen I
Hirnholzansicht gestapelter Kiefernbohlen II
Hirnholzansicht gestapelter Kiefernbohlen III

Die Symbolik im Bauholzstapel

Wie so oft zieht bei meiner heutigen Entdeckung menschlicher Eingriff Natur illustrierende Projekte nach sich. Die hiesigen, gerade erst begonnenen Bauarbeiten an der Bahnunterführung haben mich wegen der Geschäftigkeit der Arbeiter dort irgendwie angezogen. Beim Schlendern über den ehemaligen Güterbahnhof habe ich dann unverhofft große Stapel gerade erst angelieferten Bauholzes gesichtet. So schön lagenweise übereinandergeschichtet, dass sich aus den Stirnseiten und vielleicht auch von den Aufsichtsperspektiven sicher ganz gute Holz-Struktur und Holz-Textur-Fotografien anfertigen lassen. Dazu benötige ich allerdings mehr Ruhe, als sie während der Arbeiten dort vorhanden ist, und natürlich das richtige Licht. Also eine Aufgabe für einen lichtreichen Wochenendtag. Auf die Ergebnisse bin ich jetzt schon sehr gespannt, vor allem weil es außerhalb solcher Konstellationen nahezu unmöglich ist, größere Reihen oder Mengen gleichartig verarbeiteter Holzabschnitte zu finden. Der Reiz ergibt sich dabei aus der Einheit der Differenz von einheitlicher Holzart, hier vor allem von Fichten- und Kiefern, und den ganz unterschiedlichen Ausschnitten und Formen der Jahresringstruktur. Da wird ein ungemein lebendiges Moment an die Oberfläche gebracht, das symbolisch für die Vitalität der Bäume steht, aus denen diese Baumholzabschnitte gewonnen wurden. Natürliche Strukturen und Besonderheiten werden durch diese zweckhaft künstliche Anordnung stärker hervorgehoben und gerade deshalb so schön sichtbar.

Unsensibler Baumschnitt

Dieses Bild scheinbar blindwütiger Verwüstung der Baumlandschaft scheint in diesen Wochen weit verbreitet zu sein. Bei der heutigen Autofahrt habe ich ständig Waldränder passiert, die mit teils sauber gestapelten, teils wild durcheinander liegenden Stämmen und Astschnitt übersät waren. Es wird einige Zeit brauchen, bis das wuchernde Grün dieses Bild erträglicher gestaltet. Und noch länger, bis die Abschnitte abtransportiert sind. Falls überhaupt, denn immer wieder begegne ich ganzen Stapeln vor Jahren gefällter Stämme, die niemals abgeholt werden und deshalb an Ort und Stelle vermodern. Immerhin einige Insekten haben dann etwas davon. Wahrscheinlich würde mich das weniger aufregen, wenn so etwas wie System erkennbar wäre. Tatsächlich aber wechseln sichtbare und nachvollziehbare Rückschnitte mit unmotiviertem Schneisenschlag ab. Dahinter steht in jedem Fall mangelnde Sensibilität und ausgeprägte Gleichgültigkeit gegenüber den ästhetischen Werten unserer Kultur- und Baumlandschaft.

Der Buchsbaum, das Aschenkreuz und die Transformation

Es steckt so viel Symbolisches darin, und doch registriere ich in der eigenen Wahrnehmung einen Verlust von Innerlichkeit und emotionaler Beteiligung bei so manchem Ritus, den ich in Kindertagen beim den heiligen Messen kennengelernt habe. Das Aschenkreuz ist einer davon, dem ich heute wieder begegnen will. Es markiert den Anfang der Fastenzeit und verweist damit bereits vor auf das Osterfest und seine zentrale Botschaft der Wiederauferstehung. Wir bereiten uns quasi als Menschen selbst auf die eigene Erneuerung vor, indem wir uns zunächst einmal daran erinnern, dass wir sterblich sind und alles Handeln vor diesem Hintergrund nur für kurze Zeit Bedeutung haben kann. Im Aschenkreuz ist in verwandelter Form der Palmzweig des Vorjahres enthalten und damit ein Symbol des Sieges. Denn die vorjährigen am Palmsonntag gesegneten so genannten Palmzweige, die in unserer Gegend in der Regel aus Buchbaumzweigen bestehen, werden zuvor verbrannt. Die daraus entstehende Asche wird für die Aschenkreuze verwendet. Es ist wie eine vorweggenommene Auferstehung vierzig Tage vor der eigentlichen Feier derselben. So ist im Niedergang und der Vernichtung bereits der Keim für das neue Aufleben enthalten. In den nächsten Wochen können wir uns darauf vorbereiten. Ich hoffe, dass solcher Sinn in der tradierten Form nicht verloren geht und auch außerhalb der Fastenzeit im Bewusstsein bleibt.

Schöne Haselzweige

Die Haselruten mit den schon langen Kätzchen, die ich gestern mit M. am Flussdamm gesucht habe, zaubern bei diesem tristen Wetter gleich eine frühlingshafte Stimmung ins Haus. Der Hasel ist in seiner Blüte schon weit fortgeschritten und wird damit bald auch zum Abschluss kommen, besonders nach dem länger anhaltenden Regen. Mit den immer länger werdenden männlichen Blütenständen gehören sie zu den attraktivsten jetzt schon aufgewachten Bäumen, auch und gerade in der Landschaft. Für die übrigen mit grauen und schwefelgelben Flechten besetzten Zweige des Weißdorns und des Heckenrosen haben wir noch keine konkrete Verwendung gefunden. Vielleicht ist es jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt. Besser vorstellen kann ich mir, sie zum kommenden Winter in der Wohnungsdekoration zu verwenden, gerade für die Zeit zwischen dem Ende der Weihnachtszeit und dem Frühlingsbeginn. Jetzt aber steht dieser Beginn schon zu knapp bevor. Das jedenfalls hoffen wir sehr.

Jahresringstruktur als Baum- und Lebenssymbol

Die gestrige Fototour hat mich wieder einmal auf die thematische Spur der Stammquerschnitte gebracht. Sie gehören einfach zu den deutlichsten für das Wachstumsprinzip des Baums und damit das Leben selbst stehenden natürlichen wie symbolischen Formen. Eine Möglichkeit, das Wesentliche daran herauszuarbeiten, ist die Fassung als skalierbarer Vektor. Darin habe ich mich heute am Beispiel meines erfolgreichen Kiefernquerschnitts versucht. Dies stellt ein angeschnittenes Quadrat aus dem Zentrum des Stamms dar.

Jahresringe einer Kiefer, aus: Jahresringstruktur als Baum- und Lebenssymbol

Starke Buchen

Schnittkanten frisch gefällter Buchenstämme, aus: Starke Buchen
Buchenabschnitte, aus: Starke Buchen
Abschnitt eines Buchenastes, aus: Starke Buchen

Den heutigen Weg, einen meiner Lieblingswege, bin ich schon einige Male am Rosenmontag gegangen. Da aber morgen Regen angesagt ist, habe ich es vorgezogen, bei schönem nachmittäglichem Wetter. Der abwechslungsreiche Wanderweg an sich braucht eigentlich keine besonderen Attraktionen. Aber zu dieser Jahreszeit fällt, in Ermangelung sonstiger Akzente, die forstwirtschaftliche Betriebsamkeit besonders auf, vor allem an den Waldrändern, an die zuvor geschlagene Stämme und Stammabschnitte transportiert und dort dann gelagert werden. Diese Ansammlungen frisch gefällter Stämme übt auf mich immer wieder eine Anziehung aus. Da steckt so viel Kraft drin, dass man denkt, der Baum, obwohl in Einzelteile zerlegt, lebe noch weiter, hätte sich von seiner verwurzelten Vitalität noch nicht verabschiedet. Ein letzter großer Auftritt, eine Demonstration der Stärke, bevor er irgendwann in der Unsichtbarkeit verschwindet, um wiederum viel später durch sein verarbeitetes Holz wieder in Erscheinung zu treten und seine Individualität in neuer Form zum Ausdruck zu bringen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.