Zeitwunsch

Sehr gut, mein Timing in Sachen Holzarbeit ist derzeit wirklich gelungen. Wieder ist es mir gelungen, mit dem Arbeitswochenende die aktuell anstehenden Projekte umzusetzen. Das macht den Plan und auch den Kopf frei für die nächsten Aufgaben. Und ich schätze, im Bereich der baumsymbolischen Formen wird es da bis Weihnachten noch einiges zu tun geben. Wie immer größtenteils in letzter Minute. Und auch auf anderem Gebiet könnte das Jahr gerne noch 1-2 weitere Monate zählen. Die wären notwendig, um das Anstehende in der eigentlich nötigen Ruhe ausführen zu können. So wird das Eine oder Andere in Eile realisiert werden müssen. Aber, das bleibt der Anspruch, sicherlich mit gleichbleibend hoher Qualität.

Fortschrittszweifel

Jetzt macht der November seinem Klischee alle Ehre. So nass, kalt und trüb zugleich schleicht sich das Außen allmählich in die Glieder und verursacht so manches Unwohlsein. Es ist diese Übergangszeit, die den menschlichen Organismus besonders herausfordert und einen zweifeln lässt, ob man sich den Winter herbeiwünschen soll. Dann, denkt man, doch lieber gleich richtig kalt, mit Schnee und Eis. Aber die richtigen Jahreszeiten sind uns nur noch selten vergönnt. Und selbst die Bäume müssen sich anstrengen, angesichts der Undeutlichkeiten und Überschneidungen die Jahreszeit noch einigermaßen zuverlässig durch Laubbildung und Laubfärbung zu signalisieren. Schwerstarbeit, wie so vieles in diesen Zeiten, in denen man sich fragen kann, worin eigentlich der Fortschritt besteht.

Kraftvolle Kombination

Eine sehr schöne Kombination habe ich heute fertiggestellt: Apfelbaum & Esskastanie. Zwei Charakterbäume, die sich in einem für Partner bestimmten Set als kraftvolle Kombination ineinanderfügen. Es wäre interessant zu wissen, ob der Mann oder die Frau den Apfelbaum als Lebensbaum gewählt hat. Je nachdem kann die Verbindung unterschiedlich interpretiert werden. Aber es ist natürlich auch gut, dass ich nicht vollständig informiert bin, dann bleibt die Konzentration bei der sorgfältigen Ausführung der Arbeit und bei den symbolischen Assoziationen. Deren Wert kann sich ohnehin nur für die individuellen Träger entwickeln. Darum geht es ja eigentlich auch bei diesem Projekt. Dennoch seien Spekulationen erlaubt, denn sie halten die inhaltliche Beschäftigung mit Bedeutungen und Deutungen des Baum-Mensch-Verhältnisses lebendig und passen es immer wieder an sich verändernde Zeitumstände an.

Ausgleichende Wirkungen

Eigentlich gefällt mir das gut, wenn die Arbeiten sich gleichmäßig verteilen und sich keine übermäßigen Spitzen ergeben. Das ist aber leider nur zurzeit so, schnell sind wieder Staus entstanden, die dann letztlich doch mit verstärktem Einsatz aufgelöst werden müssen. So wünsche ich mir auch künftig eine Mischung. Nur Dauerdrängen ist nicht förderlich. Aber nur unaufgeregte Routine eben auch nicht. Unabhängig vom Grad der Regelmäßigkeit ist die handwerkliche Arbeit mit Holz für mich immer auch die Funktion, einen Ausgleich herbeizuführen, wo er ohne sie nicht vorhanden wäre. Bei der Konzentration auf das Material, die Handarbeit daran und die begleitende Reflexion der Eigenschaften derjenigen Bäume, von denen das Holz entnommen wurde, sind die beste Erdung überhaupt. Das wirkt wie eine Nivellierung. Und danach bzw. auch währenddessen sieht man klarer. Ich hoffe, dass sich ein Stück dieser klärenden Wirkung auch auf die Produkte überträgt und somit weiter ausstrahlt.

Verwurzelte Formvorstellungen

Gut, wenn sich, wie heute, verschiedene Staus auflösen und lange mühevoll Erarbeitetes auch Früchte trägt. Dann gehen im gleichen Zug auch Routinearbeiten wieder leichter von der Hand. Denn Erfolgserlebnisse sind schon wichtig für die Motivation. Nur die Kriterien für Erfolg können ganz unterschiedlich gewählt werden. Meine Kriterien entspringen meist dem eigenen Anspruch. Nicht nur, ob etwas geschafft ist, immer auch in welchem Verlauf und unter welchen Voraussetzungen. Das setzt sich dann zu einer Gesamtform zusammen, an dem ich selbst einen Erfolg bemessen kann. Da fällt es mir immer noch schwer, trotz mit dem Lebensalter gewachsenen Gelassenheit, von einer Formvorstellung ganz abzurücken, z. B. aus pragmatischen Erwägungen heraus. Der Idealismus ist da wohl tief verwurzelt. Bei der kommunikativen Arbeit ebenso wie bei den Projekten rund um den Wunschbaum und die Baumsymbolik und ihre Anwendungen.

Natürliche Abwesenheit motiviert

Das scheint ein sehr arbeitsreiches Jahresfinale zu werden. Täglich kommen neue Projekte hinzu. Bei der kommunikativen und kreativen Arbeit ebenso wie auf kunsthandwerklichem Gebiet. Interessant, dass die nahende Weihnachtszeit offensichtlich motiviert, während die ersten zwei Drittel des Jahres in meiner Erfahrungswelt eher von Zögerlichkeit und Abwarten gekennzeichnet waren. Natürlich hat das auch mit der zunehmenden Unsichtbarkeit des Natürlichen zu tun. Je weniger wir uns nach draußen bewegen und die Jahreszeit im Spiegel des Baumlebens wahrnehmen, desto mehr besinnen wir uns auf uns selbst, die eigene Körperlichkeit, die engeren kommunikativen Kreise. Und dann scheinen Initiativen näherliegend, die in der nach außen gerichteten Zeit des Jahres vielfältigen Ablenkungen zum Opfer fallen. So hat auch die Abwesenheit der natürlichen Basis ihre positiven Seiten.

Aufgeschobene Motivarbeiten

Novemberlich verschlafen und dennoch produktiv war dieser Sonntag. Dabei hatte ich eigentlich Ruhe vorgesehen. Nur dass noch so viele drängende Dinge zum Abschluss zu bringen waren. Leider sind dabei bestimmte, ebenfalls aufgeschobene Projekte nicht mehr möglich geworden. Bevor nämlich die Weihnachtsmotive und adventlichen Arrangements wieder eine Rolle spielen, möchte ich den ästhetischen Herbst noch für dieses Jahr abschließend verarbeiten. Da sind noch Dinge offen, z. B. die verwitterten Physalis-Lampions betreffend. Danach kann es dann zunächst zur Durchsicht der letztjährigen Weihnachtskartenmotive gehen und in Richtung neuer Motive rund um Weihnachtsbaum und Weihnachtssymbolik.

Zeit für Vertrautes

Ein vollständig mit Holzarbeit angefüllter Arbeitssamstag. Heute standen auf dem Programm: Apfelbaum, Walnussbaum und eine Partner-Kombination aus Esskastanie und Apfelbaum. Es ist offenbar eine Zeit für die vertrauteren Baumarten, auch wenn es in den meisten Fällen schlicht mit der Zuordnung nach dem keltischen Baumkalender zu tun hat. In anderen Zeitphasen häufen sich dagegen die Exoten, und plötzlich scheinen alle in den Phasen des Feigenbaums oder des Zürgelbaums geboren zu sein. Schwer zu sagen, wo die Ursache für diese wechselhaften Häufungen liegt. Jedenfalls macht dieses Phänomen das Projekt auch langfristig unberechenbar und abwechslungsreich. Überraschungen sind da nie ausgeschlossen.

An Bildhauerei denken

Die Gedanken gehen in jüngster Zeit wieder öfter in Richtung meiner früheren Bildhauerei. Irgendwann wird sicher die Zeit reif sein, neue Ideen umzusetzen, die in den vergangenen Jahren im Hintergrund gereift sind. Ganz sicher wird es einen anderen Charakter haben wie zuvor, so viel, wie in den vergangenen Jahren geschehen ist. Mit der Welt und mit mir. Da kann die Kunst nur eine andere sein. So lange, wie ich nicht sicher bin, wird die Arbeit daran unsichtbar bleiben. Und ob die Bäume und das Holz darin dieselbe zentrale Rolle spielen werden, kann ich noch nicht sagen. Wahrscheinlich, aber kein Muss. Vielleicht auch in einer Form, die denen, die meine früheren Sachen kennen, nicht gleich verständlich sein wird. Das aber müsste ich ihnen dann zumuten.

Wieder klarer sehen

Dieses Insistieren auf der Vorstellung einer boomenden Wirtschaft in Deutschland passt so gar nicht zu der Stimmung, die in der Gesellschaft erkennbar ist. Tatsächlich wirken die Mensch auf mich sehr unruhig und eher ängstlich. Ein krasser Kontrast zu dem, was als öffentliche Meinung medial verbreitet wird. In solchen Zeiten und bei diesen Widersprüchen scheint es umso wichtiger, sich auf das eigene Urteilsvermögen und die Kreativität auch in Bezug auf die Gestaltung des eigenen Lebenswegs zu besinnen. Einmal mehr den Kontakt zur Basis suchen, Natur statt Kultur, Beobachtung statt Rezeption konstruierter Formen. Dann kann vieles anders aussehen und sich wieder anders und vor allem zum eigenen Leben passend darstellen. Ich sehe es als eine der wichtigsten Leistungen des Themas „Bäume“ an, diese Erdung zu befördern, wenn man sich auf das Thema einlässt und seiner Zeitlosigkeit gewissermaßen anstecken lässt. Das Allgemeingültige im Blick kann man dann auch das Spezielle und Zeitgebundene wieder klarer sehen.

Arbeit mit den Ästheten unter den Klassiker-Holzarten

Es ist interessant, dass zurzeit die Klassiker unter den attraktiven Holzarten vor allem Interesse finden: Apfelbaum, Walnussbaum, Esskastanie. Fruchtbäume und solche, die ihre energetische Ausstrahlung als Baumarten auch in den Eigenschaften ihres Holzes widerspiegeln. Tatsächlich haben alle drei etwas Intensives, das schon an ihrer Oberfläche erkennbar ist. Beim Apfelbaum an seiner satten, im Öl fast übersättigt wirkendn Farbigkeit, die mal mehr rötlich, mal mehr bräunlich ausfällt. Beim Walnussbaum an seiner seidenmatt schimmernden glatten Oberfläche, die irisierend wirkt und gar nicht genau gefasst werden kann, da sie einerseits auf einem dunklen, kakaoartigen Grundton beruht, andererseits eine feine Mikrozeichnung aufweist und eben diesen hellen, darübergelegten Schimmer. Und die Esskastanie ist zwar eigentlich wegen ihrer weiten Poren die luftigste unter diesen drei Holzarten, strahlt aber durch die starken Kontraste ihrer Zeichnung Härte und Lebendigkeit aus, die an den Baum selbst denken lässt, eigentlich aber auf einer Art optischer Täuschung beruht. Es ist für mich immer wieder spannend, gerade mit solchen häufiger angefragten Holzarten zu arbeiten und sie im Moment auf mich wirken zu lassen. Dabei offenbaren sie immer wieder auch neue Facetten und hinterlassen nie ganz abgeschlossene oder endgültige Eindrücke.

Rückblickstag

So ein runder persönlicher Feiertag fühlt sich eigenartig an. Auch wenn diese Tage für mich nicht die große Bedeutung haben. Ein Gedanke, den man dabei haben kann, wie V. es ausgedrückt hat: Jetzt ist das halbe Leben schon vorbei. Das klingt nicht gerade tröstlich und ist auch allzu großzügig gerechnet. Ich nehme es als das, was es ist. Eine Gelegenheit, einige Gedanken in die biographische Vergangenheit zu richten und die eigene Individualität für einen Moment und aus der aktuellen Sicht zu betrachten. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es ist ja auch das, was mich an den Bäumen, ihrer energetischen Ausstrahlung und symbolischen Stärke so fasziniert. Ihre in Form jedes einzelnen Exemplars zur Schau gestellt Individualität, die die Zugehörigkeit zu einer Art niemals leugnet, aber in dieser Artzugehörigkeit auch nicht vollständig aufgeht. Letztlich ist jeder Baum auch ein Einzelwesen, mit einer ganz eigenen Biographie und ganz eigenen Lebens- und Wachstumsbedingungen. Da gibt’s so viele Parallelen, die den Baum auch an solchen Tagen zu einem guten Reflexionspartner machen.

Akklimatisierung

Die Arbeit im Keller bei künstlichem Licht hat zu dieser Jahreszeit durchaus ihren Reiz. Es war heute der erste Tag dieses Herbstes mit Holzarbeit in der Kellerwerkstatt. Und voraussichtlich werde ich meine Zelte dort bis ca. April oder Mai nicht mehr abschlagen. Nur für die jeweils ersten Arbeitsschritte ist auch bei klirrender Kälte die Außenarbeit nicht zu vermeiden. Eine ganze Reihe von Aufträgen mit Schwerpunkt auf den Klassikern wie Walnussbaum, Apfelbaum und Esskastanie warten darauf realisiert zu werden. In dieser Übergangszeit und in der anschließenden Adventszeit hat das als intensive Arbeitsphase schon fast Tradition. Irgendwie beruhigend wirkt das auf mich, weil es eine der wenigen Konstanten darstellt. Und gleichzeitig etwas, das mir die Akklimatisierung in Richtung Winter und die Umstellung vom Grünen und Wachsen lebender Bäume zur Arbeit mit dem Holz und der Symbolik derselben leichter macht.

Beschleunigte Zeit

Das wäre dann doch schon ein Wetter für den Holzofen. Schade, dass M. sich immer erst zu Beginn des neuen Jahres entschließen kann, ihn anzufeuern. Dabei könnte er jetzt schon die sich einschleichende Feuchtigkeit vertreiben. Ich bin froh, dass wir die Vorräte aufgefüllt haben. Dann ist es bei Schnee und Eis nicht mehr nötig, mit den Fichten- und Buchenabschnitten und den eher wenigen Obstbaumhölzern zu hantieren. Solche Arbeit macht eigentlich nur bei Wärme wirklich Spaß. Da haben wir schon den richtigen Zeitpunkt erwischt. Die Frage ist nur, ob der Vorrat bis zum Ende der Saison ausreicht. Kann schon sein, dass wir noch einmal aktiv werden müssen. Während ich über Holzofen und Weihnachtsbaum nachdenke, merke ich, wie die Zeit dieser Restjahres nur so zerrinnt. Es ist nicht nur ein Eindruck, der sich aus der eigenen Lebenszeit und dem fortschreitenden Lebensalter nährt. Auch in kleineren Perioden wie einem Kalenderjahr gemessen, scheint sich die Zeit zum Ende hin zu beschleunigen. Immer öfter habe ich den Eindruck, das letzte Wochenende oder der letzte Wochenanfang sei gerade erst gewesen. Eine Erklärung für dieses Phänomen, das wohl niemandem verborgen bleibt, ist mir bisher noch nicht begegnet. Und das Gegensteuern mit einem Mehr an Aufmerksamkeit stößt wohl an die Grenzen unserer Wahrnehmungsfähigkeit.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.