Diesmal das Äußerste des Winters

Von meiner Seite aus könnten wir den Holzofen auch jetzt, gegen Ende des Winters, noch anfeuern. Leider finde ich dafür keine Unterstützung. Dabei ist das Wetter derzeit wohl das äußerste, was in dieser Saison zu erwarten ist. Leichte Minusgrade. Dazu Nacht- und Morgenfrost, an einigen Tagen auch Schnee, der sich bei uns allerdings nicht lange hält und schnell in Schneeregen übergeht. Ungemütlich, kalt und nass genug, um die Vorzüge des Holzbrandofens, diese wohlige Wärmeabstrahlung genießen zu können, die sich in alle Räume ausbreitet und nach einigen Wochen die letzte Feuchte aus den Wänden vertrieben hat. So aber wird sich der Vorrat an Obstbaum-, Buchen- und Fichtenholz, das wir im Sommer ofengerecht zurechtgeschnitten haben, erst gar nicht abbauen und den ganzen Sommer über auf den nächsten Einsatz warten müssen. Als kleine Kompensation habe ich heute wieder einen großen Topf Chai-Tee zubereitet. Der bringt mit seinen vielen Gewürzen die Wärme von innen, die vom Ofen nicht mehr zu erwarten ist.

Nahtlose Anknüpfung

Nach längerer Pause war die kunsthandwerkliche Arbeit heute wieder eine schöne Anknüpfung. Diesmal ging es wieder um die Kiefer, die mich in den letzten Monaten schon häufiger beschäftigt hatte. Interessant ist für mich festzustellen, dass auch lange Unterbrechungen nichts bedeuten. Die Arbeit, die einzelnen Abläufe gehen auch dann absolut routiniert von der Hand, was zeigt, wie viel Erfahrung ich inzwischen mit diesen Arbeiten angehäuft habe. Und am schönsten ist, dass es immer noch enorm Spaß macht, auch noch nach 15 Jahren. Deshalb freue ich mich sehr auf das neue Projektjahr und auf die vielen noch bevorstehenden Holzarbeiten.

Närrische Ersatzsymbolik

Vom inzwischen schon traditionellen Nachtumzug höre ich an diesem Abend so gut wie nichts. Vielleicht ist es den Narren dann doch zu kalt. Und wie man hört, sieht man ohnehin fast nichts. Bei klirrender Kälte ist das wahrscheinlich nicht die größte Freude. Dennoch sind die Fastnachtstage immer noch ein Thema in Gesprächen. Ich glaube, daran knüpfen sich für die meisten Erinnerungen, die bis in die Kindheit reichen. Und die zeitlose Atmosphäre dieser Tage ist gerade in diesem Jahr sehr deutlich zu spüren. So gibt es immer noch bestimmte Konstanten, die auch für mich das große Baumthema, das sonst für Beständigkeit und zeitlose symbolische Stärke steht, in diesen frühen Fastnachtstagen in den Hintergrund getreten und ein Stück weit kompensiert.

Fastnachtstraditionen sind hartnäckig

Es ist erstaunlich, wie wenig sich die Fastnachtsbegeisterten von der Kälte irritieren lassen. In Fastnachtshochburgen mit alten Traditionen sowieso nicht. Das ist eine Frage der Ehre. Aber auch bei uns melden sich die Traditionen selbst bei diesem ungemütlichen Wetter lautstark wie lange nicht. Sollte sich der Unbeweglichkeitsstau tatsächlich aufheben? Die Natur lässt keinerlei Aussagen zu einer Aufbruchsstimmung zu. So wird uns der Winter noch länger im Griff haben, auf seine eigene unberechenbare Weise. Und die Zeit für das leuchtende Grüngelb der Spitzahorne scheint noch lange nicht gekommen.

Erste Lichtblicke

Durch die Fröste der letzten Nächte konnte man nach langer Zeit wieder auf den Wegen des Flussdamms gehen. Zuvor war alles derart durchweicht, dass daran nicht mehr zu denken war. V. schiebt aus demselben Grund schon seit Wochen seine Baumschnittprojekte im Obstbaumstück vor sich her. Einfach ein verrückter Winter, in dem alles anders läuft als man es gewohnt ist. Da tut die ungewöhnlich lange anhaltende Sonne heute gut, auch wenn die Luft sehr frostig wirkte. Allein das Licht aber lässt einen aufatmen und macht ein wenig Hoffnung auf schöne Fastnachtstage und eine Korrektur der Wettererfahrung in Richtung identifizierbarer Jahreszeiten.

Formveränderung und inhaltliche Weiterentwicklung

Umfangreiche und komplizierte technische Detailarbeit beschäftigt mich in diesen Wochen. Eigentlich ist das ganz passend, da der unwirtliche nass-kalte Winter nicht so viele Alternativen lässt, die an Natur, Landschaft und Bäume in direktem Kontakt denken lassen. So bewege ich mich im Bereich meines Lieblingsthemas weiterhin auf symbolischer Ebene, immer wieder neue Ansätze dazu findend und weiterentwickelnd. Natürlich gehören auch Überlegungen dazu, die auf eine Neugestaltung der Wunschbaum-Interpräsenzen hinzielen. Nur ist das eben ein sehr komplexes Vorhaben, für das die nötigen Freiräume vorhanden sein müssen. Möglicherweise wird es da zunächst bei Ansätzen bleiben, von denen ich hoffe, dass sie in absehbarer Zeit auch schrittweise umgesetzt werden können. Denn mit der Formveränderung kommt häufig auch in inhaltlicher Entwicklungsschub, der gelegentlich auch für mich selbst überraschend und motivierend war.

Gartenbaumplanungen

V. hat den alten Feigenbaum heute noch einmal zurückgeschnitten. Aber natürlich ist das eigentlich unnötig gewesen, wird der Baum doch das Frühjahr nicht mehr erleben können. Es lag eigentlich nur am miesen Wetter, dass wir ihn nicht schon im Spätherbst ausgegraben haben, um Platz für seinen Nachfolger zu schaffen. So sieht zumindest mein Plan aus, denn der kleine Feigenbaum im Pflanztopf, der letzten Sommer so enorm in die Höhe geschossen und jetzt schon höher ist als der drei Jahre ältere, verbringt den Winter im Haus. Wir wollten auf Nummer sicher gehen und sorgen zwischenzeitlich für moderate Bewässerung. Ich hoffe, er wird im Frühjahr noch fit genug sein, dass wir ihn an die Stelle des alten Baums in die Erde pflanzen können. Dann wird er sich behaupten müssen an diesem nicht ganz so günstigen Standort, der von einer Seite von dem immer höher herauswachsenden Nashibaum in den Schatten gestellt wird. Bei dem alten hat das natürlich dazu geführt, dass er in der hellen Jahreszeit enorm lange Triebe gebildet hat, die versuchten, dem Halbschatten zu entgehen. Eine gleichmäßige Krone ist so nicht zu erwarten. Aber solange V. an seinem Nashi festhält, wird sich an der Situation wohl nichts ändern. Insgesamt ist das Gartenareal in Sachen Bäume damit ohnehin schon ausgelastet. Mehr Bäume wären nicht gut, da sie sich dann gegenseitig Konkurrenz machen würden. Mit der Anzahl, Auswahl und Platzierung bin ich bis hierhin allerdings sehr zufrieden.

Baumtagebuch ohne Kompromisse

Das Baumtagebuch hat in den letzten beiden Jahren deutlich stärkere Resonanz gerade von Seiten anderer Blogbetreiber oder anderer Interessierter gefunden, die eine thematische Nähe zum Themenfeld hergestellt haben. Teilweise auch von Unternehmen, die sich die Suchmaschinenoptimierung auf die Fahnen geschrieben haben und den Textumfang des seit über 13 Jahren mit täglichem Inhalt gefüllten Tagebuchs attraktiv finden. Natürlich freuen mich besonders die auf das Thema bezogenen Anfragen und Kooperationsangebote, auch wenn ich die in den wenigsten Fällen wirklich mit meinen eigenen Kriterien und der eigenen Motivation zum Betreiben des Blogs in Einklang bringen kann. Oft wird deshalb nichts aus einer möglichen Kooperation. Dabei scheint es mir besonders wichtig, vielleicht sogar existenziell für ein langfristig angelegtes Blogprojekt, jederzeit glaubwürdig zu bleiben und nicht von der eigenen Linie abzuweichen. Fremde Inhalte, die nicht ganz deutlich darauf Bezug nehmen oder sich nahtlos ergänzen, sind da deplatziert und wirken nur destruktiv. Schließlich geht es im Tagebuch nicht darum, irgendetwas zu erreichen, mehr darum, die eigenen Gedanken, Beobachtungen, Überlegungen und Sichtweisen zu teilen. Jede Rückmeldung, jede Reaktion ist dann erwünscht und trägt zur Weiterentwicklung des Projekts bei. Wenn Kooperationsvorschläge dazu kommen, ist das in Ordnung. Dem Sinn muss das Ergebnis dann aber immer entsprechen.

Wenn Jahreszeiten und Bäume unsichtbar werden

Das mit dem Verschwinden der Jahreszeiten ist offenbar für immer mehr Menschen eine Art Gewissheit. Oft wird es anders ausgedrückt, aber im Kern vermissen viele die deutliche Abgrenzung und Erkennbarkeit der Jahreszeiten, bedauern die Unvorhersehbarkeit, die extremen, oft unpassenden Schwankungen. Und auf der anderen Seit steht das erworbene und eingelebte Bedürfnis nach einem Leben im Einklang mit dem, was wir einmal als Jahreszeiten kennengelernt haben. Eine Bekannte Ms hat das heute auch so zum Ausdruck gebracht, dass sie es sich nicht vorstellen könne, in einem Land zu leben, in dem die Temperaturen und das Wetter immer gleichmäßig sind. Der Gedanke ist mir schon sehr häufig gekommen. Und jedes Mal sehe ich mich in einer Art privilegierter Position, umgeben von einem Klima, das von üppigen Wäldern reguliert wird, die nicht nur Sauerstoff produzieren und CO2 verarbeiten, an denen man vor allem den Gang und das Wechseln der Jahreszeiten beobachten und quasi ablesen kann. Im Idealfall und so wie man es eigentlich kennt. Mit dem Verschwinden dieser Verhältnisse werden auch die Bäume unsichtbarer. Ein wechselseitiger Prozess, dessen Auswirkungen auf unser auch kulturelles Empfinden und Wirken noch gar nicht abzusehen ist und die ich mir nicht wirklich vorstellen will.

Starke Symbolthemen

Selbst die kunsthandwerklichen Projekte schiebe ich derzeit vor mir her. Es scheint so, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. So weit weg ist diese Witterung von dem, was an Wachstum und lichte Neuentwicklung denken lässt. Ich glaube, die Menschen haben sich schicksalshaft in diesen skurrilen Winter eingegraben und machen keine Anstalten mehr, aufzutauchen, bis das Licht zurückkommt und ein Motivationsschub von außen spürbar wird. Solange setze sich das Bearbeiten und Verarbeiten, das Lernen und Neuentwickeln zwischen vier Wänden fort. Eine Phase des intensiven Eintauchens ohne jegliche Ablenkung, wenn nicht die Fastnachtsaison anstünde, die den einen oder anderen doch noch nach außen zieht. Keine Zeit für Naturbeobachtung, schon eher für die Nutzung der Natursymbolik als kompensatorische Maßnahme. Natürlich läuft alles, was die Bäume an Lichtem und Dynamischem in sich tragen wie eine Gewissheit im Untergrund weiter. Das ist das Schöne an den starken Symbolthemen.

Warten auf den Motivator

Kaum Zeit, aufzuschauen und die Arbeitsroutine mit Blick auf Allgemeineres zu verlassen. Solche Phasen müssen vielleicht auch sein, auch wenn man sich diese endlos scheinende Fortsetzung bald als beendet herbeiwünscht. Da sterben die Themen fast schon aus. Das ist schlimm, da thematische Kommunikation ohnehin im Abstieg befindlich ist und die Menschen mittlerweile zu erschrecken scheint. Es wäre ein Fortschritt, wenn wir die Motivation von außen, durch natürliche Verstärker sozusagen, nicht mehr bräuchten. Eigentlich wären wir als Menschen doch schon so weit. Aber derzeit scheint solcher Fortschritt vergessen und alle warten auf den oder das, der Anstöße gibt und den Aufbruch vorwegnimmt. Nur scheint sich da nicht wirklich etwas zu rühren. Ein Reden über Bäume wirkt da so gut wie aussichtslos. So manche Anfrage oder Reaktion zeugt aber von Ausnahmen, die mich zwischendurch optimistischer stimmen.

Bäume sind die besseren Vorhersager

M. sagt, heute Nachmittag sei im Garten tatsächlich schon eine Amsel an ihrem Gesang zu hören gewesen. Das ist Ende Januar geradezu unglaublich und bestätigt nur das immer wieder konstatierte Verschwinden der Jahreszeiten, das manchmal eben auch eine gegenseitige Überlagerung früher einmal aufeinanderfolgender Jahreszeiten bedeutet. Man ist versucht, so etwas als Vorzeichen zu interpretieren, da mit gutem Grund die Sensibilität der Tiere für längerfristige Veränderungen des Wetters höher eingeschätzt werden kann als die von uns Menschen. Aber wir haben schon allzu häufig auch in Vorjahren beobachtet, dass die Vögel punktuell sangen und dann Wochen später der Winter doch wieder zurückgekehrt ist. Ich meine, die Bäume sind im Bezug darauf noch vorsichtiger und insofern auch zuverlässiger. Wenn die ersten Blätter treiben, oder bei manchen Arten vorher auch die Blüten, wie z. B. beim Spitzahorn, dann kann man schon sicherer von einem Aufkeimen des Frühlings sprechen. Das konnte ich bisher bei den Bäumen und Sträuchern so deutlich noch nicht erkennen und stelle mich vorerst noch auf eine längere Phase des Schmuddelwetters ein, das irgendwo zwischen winterlicher Kälte, novembergleicher Dämmerung und undefinierbarer Ganzjahresnässe liegt.

Warum Kreationen mit Holz Bedeutung haben sollten

Wenn ich unter anderem durch Pinterest auf fremde Kreationen mit Holz stoße, bin ich erstaunt, wie ideenreich und technisch versiert viele Handwerker und Künstler sind. Wie unendlich viele und überraschende Facetten sie dem Material und seiner Oberflächenästhetik abgewinnen. Das zeigt, wie inspirierend gerade dieses Naturmaterial sein kann, und wie zeitlos sich daran Generationen von Kreativen austoben. Was auf der Oberfläche faszinierend, ungewöhnlich und reizvoll wirkt, ist aber nicht immer auch tiefgängig und nachhaltig. So vermisse ich gerade bei den auffälligsten Schöpfungen oft eine Symbolik, eine über die Oberfläche hinausgehende oder unter die Oberfläche reichende Bedeutung, die ich selbst so schätze und die bei einem Material, das einmal Gerüst eines starken Lebewesens war, auch erwartet werden kann. Wahrscheinlich hätte ich diese langjährige Begeisterung für Bäume und Hölzer nicht so entwickelt, wenn nicht diese symbolische Ebene wäre, die ich auf verschiedenen Ebenen versuche in Formen zu gießen. Mein Gefühl dazu: Diese Arbeit wird nie zu einem Abschluss kommen, sie wird mich immer wieder vor Herausforderungen stellen, allein schon weil ihre Tiefe und Vielfalt unendlich wirkt und die Zeiten, mit ihnen die Menschen sich ändern. Gerade auch wegen dieser menschlichen Abhängigkeit kann das wechselhafte sich aufeinander Beziehen von Mensch und Baum nur eine Daueraufgabe sein, die zu allen Zeiten ihre Berechtigung, ihren Reiz und ihren beiderseitigen Nutzen haben wird.

Verhinderte Spaziergänge

Die Bäume sind so weit weg in diesen Tagen, dass mir die Kulisse, so unwahrscheinlich sie ohnehin schon scheint, noch unwirklicher vorkommt. Tatsächlich kann ich mich an kaum eine Jahreswende erinnern, in denen es tatsächlich nicht möglich war, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. Das ist diesmal vollkommen ausgefallen, inklusive all der Eindrücke, die auch im Winter in der Baumlandschaft entstehen können, wenn denn die Gelegenheit dazu vorhanden ist. Auf diese Weise wird dies ein namen- und konturloser Winter, in dem die traditionelle Reihe meiner Baum-Winter-Fotografien keine Fortsetzung finden wird. Bei der Fahrt gestern bin ich wieder an dem hohen Stapel aufgeschichteter Stämme vorbeigefahren, um festzustellen, dass er fast komplett abtransportiert wurde und nur noch Reste zu sehen sind. Auch diese Gelegenheit, die Stammquerschnittprofile in einigen Nahaufnahmen festzuhalten, was bei dieser Formation sehr günstig gewesen wäre, habe ich auf Grund der widrigen Witterung also verpasst. Nun setze ich Hoffnung auf das Frühjahr und hoffe vor allem, es wird uns in diesem Jahr ein vorgezogener Frühling vergönnt sein, der den verschwundenen Winter vergessen lässt. Auch wenn damit das Verschwinden der Jahreszeiten eine Fortsetzung findet.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.