Lichtarmut und Wunderbewusstsein

Das war der seit Installation unserer Anlage sonnenärmste Tag dieses Jahres. Von früh an bis zum Abendgrauen ist die milchig weiße und total dichte Hochnebeldecke nicht aufgerissen, so dass der Himmel überhaupt nicht zu sehen war. Nur diffuses Licht bei noch relativ hoher Helligkeit, d.h. irgendwo da oben muss sie doch gewesen sein, die Sonne. Uns war sie heute jedenfalls nicht vergönnt. Irgendwie hüllt das alle Lebewesen in eine Art Glocke, die einem den Atem raubt. So ging es mir, und ich konnte daran sehen, wie wichtig doch die Sonne für uns ist. Kein Wunder, dass Depressionen und Alkoholismus in ständig kalten und lichtarmen Gegenden dieser Erde so verbreitet sind. An so einem Tag kann ich auch nicht mit Holz arbeiten. Selbst die Begegnung mit den Bäumen in der Landschaft reizt mich nicht. Vielleicht weil für diese Begegnung das wichtigste Fehlt: das Sonnenlicht, die Quelle letztlich allen Lebens. An solchen Tagen wird diese Kette besonders bewusst: Sonne – Licht – Pflanzen – Tier und Menschen. Das eben alles miteinander zusammenhängt. Und wie labil dieses Zusammenspiel ist. Wenn die Quelle abgestellt oder reduziert ist, dann ist plötzlich alles in Frage gestellt, offenbart seinen Charakter als Wunder, das wir wohl viel zu selbstverständlich als Lebensgrundlage nutzen.