Weinlese als Familienritual

Früher hatte das etwas deutlich Feierlicheres. Die ganze Familie war beteiligt, ein richtiges Event, das in der Regel auf einen Tag begrenzt war. Seit Jahren ist es vor allem eine Arbeit für V., und ich helfe ihm dabei, soweit ich es zeitlich einrichten kann. Diesmal war ich an der Lese selber aber gar nicht beteiligt, sondern habe mich auf das Zusammentragen des Laubs beschränkt, das ich am Nachmittag zu einem großen Haufen aufgetürmt habe. Das wird jetzt erstmal trocknen und dann später gehäckselt zum Kompost kommen. Der Ertrag ist nicht der beste, eigenartig eigentlich, wo doch so viel Regen und ganz ordentliche Temperaturen hinter uns liegen. Auch das Laub ist nicht so üppig ausgewachsen, wie wir es sonst kannten. Möglicherweise sind einige der Rebstöcke, die bei uns enorm lange Triebe bilden, doch schon zu alt und werden bald eingehen. Wirklich schlimm ist das nicht, denn V. zieht sich parallel immer wieder neue heran, die später die Lücke füllen können. Für den Eigenbedarf an Rotwein wird es aber allemal reichen. Ich bin vor allen Dingen froh, dass es uns gelingt, diese Rituale beizubehalten und wünsche mir, dass das noch lange so bleibt. Denn es gehört zur Geschichte unserer Familie unbedingt dazu. Und wie sollte es auch sein – wieder einmal ein Baum-Thema, sofern man das Gehölz des Weinstocks in diese Art einordnen möchte.