Schwankungen gemäßigter Breiten

Den Bäumen tut dieses Klima sehr gut. Besonders der Kriechwacholder und die kleine Zypresse in unseren Sandsteintrögen vor dem Haus entwickeln sich derzeit prächtig – und holen damit einiges nach, was sie durch den Stillstand der beiden letzten Jahre versäumt haben. Obwohl es doch sonst so viele Parallelitäten zwischen Menschen und Bäumen gibt, in der Reaktion auf klimatische Außenbedingungen reagieren die Spezies doch unterschiedlich. Was für die Bäume gut ist, so eine feucht-warme Witterung, macht uns Kreislaufprobleme und provoziert Erkältungen und Abgeschlagenheit. Gestern Abend konnte man das beim lahmen Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft deutlich beobachten. Und wenn man zudem besonders wetterfühlig ist, wie ich es bin, dann wiegen solche Schwankungen besonders schwer. Es ist dann eine Frage der Zeit, bis man sich wieder eingewöhnt hat. Und da es häufig unvorhersehbar schwankt, muss man sich ständig auf diese Anpassungen und das begleitende Unwohlsein gefasst machen. Das sind Gedanken eines Wetterfühligen, die vielen Lesern dieses Baumtagebuches unbegreiflich sein werden. Interessanterweise ist diese Reaktion aber nicht nur unangenehm. Sie erhöhnt auf der anderen Seite auch die Achtsamkeit gegenüber dem Wechsel der Jahreszeiten in unseren gemäßigten Breiten. Und die sehe ich als eine unserer wichtigsten Kultur beeinflussenden Lebensbedingungen.