Kastanienblütenregen

Wie ein Schauer kamen sie heute über mich, als ich mich während der Mittagspause auf die Suche nach einem neuen Grünstreifen in der Stadt machte. Der Wind sorgte dafür, dass sie in Scharen gleichzeitig abfielen und mitten im Frühling einen vegetabilen Regen verursachten. Gemeint sind die Einzelblüten der Rosskastanie. Die großen kerzenartigen Blütenstände scheinen sich bei Wind aufzulösen und verlieren ihre einzelnen Blütenspitzen. Merkwürdig, dass ich das zuvor noch nie beobachtet hatte. Mir war bisher nur vertraut, dass die Kerzen ziemlich lange am Baum stehen, immer kahler werden, und dass an einigen dann später die Kastanien wachsen. Diese Simultanabstoßung kannte ich noch nicht. Gerade deshalb war es ein besonderes Erlebnis. Ebenso wie die Entdeckung dieses kleinen Platzes mit Mini-Park-Charakter, der auf einem ehemaligen Friedhof angelegt wurde. Man kann das daran erkennen, dass am Rand des Platzes an zwei Stellen teilweise uralte Grabsteine stehen gelassen wurden. Einer aus dem 18. Jahrhundert, den die Kinder ihrer verstorbenen Mutter gestiftet hatten, wie die Inschrift verrät. Bei der Mutter handelte es sich um eine Adlige, und die Kinder enden mit den Worten: ,,….in kindlicher Liebe“. Wenn das nicht rührend ist. Diese Entdeckung hat mich für den ganzen Rest der nervigen Woche entschädigt.