Der Wunsch nach Konstanz

Die Krokusse blühen schon um diese Zeit, Mitte Januar. So etwas hat man wohl zuvor noch nicht erlebt. Und überhaupt ist die Gesamtatmosphäre wie im Frühling. Trotz einiger Sturmtage und viel Regen. Verrückt geworden ist das Wetter, und da wundert es nicht, wenn die Wissenschaftler auf den Plan gerufen werden und einmal neu ihre Zukunftsprognosen bezüglich des Klimawandels erstellen, immer eine eindeutige Tendenz postulierend. Genau daran kann ich allerdings nicht glauben. Ich glaube eher an die Unregelmäßigkeit und Unvorhersagbarkeit. Daran, dass man sich auf fast nichts mehr verlassen kann. Dass die Dinge bevorzugt sich in einer nicht erwarteten Weise darstellen, um sich in kurzen Zeitintervallen unregelmäßig in nicht vorhersagbare Richtungen zu verändern. Das können wir in allen Bereichen, nicht nur dem Klima feststellen. Ebenso auch in der Wirtschaft, dem Einfluss der Kirchen und Religionen, den Wertvorstellungen der Jugendlichen, den gerade auf dem Arbeitsmarkt gefragten Qualifikationen, dem Verhältnis von individueller Entwicklung und sozialem Zusammenhalt. Man weiß schon nicht mehr, was man dazu sagen soll. Ob man diese Entwicklung überhaupt bewerten kann. Ob sie auf irgendetwas hinausläuft. Eins kann ich aber sagen: In solchen Zeiten wirken Konstanten sehr wohltuend, ist es erfrischend, sich zu vergegenwärtigen, dass es Dinge gibt, die sich nie im Wesentlichen verändern, es sei denn wir verändern unsere Einstellung und unser Verhalten ihnen gegenüber. Und da denke ich, natürlich, wieder an die Bäume, die vieles für mich bedeuten. Unter anderem aber etwas in sich Ruhendes, etwas zwar fest Verwurzeltes, aber dennoch in seiner Umweltabhängigkeit im Zeitlauf Anpassungsfähiges. Musterbeispiele für individuelle Lebewesen, die ihren je eigenen Weg gehen, wenn ich so sagen darf, und dennoch immer wissen, sie sind nicht allein. Da ist die eigene Art, zu der sie sich zugehörig fühlen, da sind die anderen mehr oder weniger verwandten Arten, und da sind andere Lebewesen, die sich in vielfältigster Weise mit ihnen in Beziehung setzen, wodurch eine sehr anregende Interaktion zwischen ganz unterschiedlichen Spezies entsteht.