Baum-Prägungen

Da müssen schon einige günstige Faktoren zusammen kommen, wenn eine Beobachtung und die Dokumentation einer Beobachtung in der Fotografie oder in einem Text, oder in irgendeiner anderen kreativen Äußerung, wirklich eindrücklich sein soll. Faktoren, die mit einem selber zu tun haben: Die Tagesform, abhängig von der körperlichen Verfassung, dem Grad der Beanspruchung und der zur Verfügung stehenden Energie. Die Aufnahmefähigkeit, abhängig auch vom Klima, den Temperaturen, den Luftdruckschwankungen. Und Faktoren, die von außen in der Situation der Beobachtung selber wirksam werden: allen voran das Licht, das die Dinge, und ganz besonders die Bäume, in jeder Situation wieder in neuer Form erscheinen lässt. Und dann gibt es die Synchronizitäten, wenn man in dem Moment genau weiß: Das ist das Eigentliche, in diesem Moment hat sich, sprich mir, die wahre Natur z. B. des Baumes gezeigt, in genau diesem Augenblick und in einer ebenso einmaligen wie überzeugend einfachen, authentischen Weise. Zurück bleibt ein Eindruck, der den Erfahrungsschatz anreichert, der abrufbar ist in vergleichbaren Momenten, der ab sofort als Vergleichsmaßstab gelten kann, der immer auch ein Geheimnis bleibt, eine genuin private Empfindung und Lebenserfahrung. Der sich in der Regel schlecht mitteilen, meist auch nicht wirklich darstellen lässt. Fotografien bleiben meist nur ein Abklatsch, Texte wegen der Beschränkungen der Wortsprache ein Schatten. Und doch kann es Wirkungen haben, langfristige, nicht sofort zum Vorschein kommende. Man ,,strahlt“ die Erfahrung aus, je intensiver sie war, umso deutlicher. Auch in anderen, dem Themenbereich ganz und gar entfernten Situationen. Die Erfahrung wird so zu einem wichtigen Teil der Persönlichkeit. Man ist, was man wahrnimmt und erfährt. Was ist eine Baum-Persönlichkeit? Solche theoretischen Fragen müssen unbeantwortet bleiben, entziehen sich einer Analyse. Aber diese Prägungen, ihre Ausstrahlungen und kommunikativen Wirkungen sind evident, vielleicht gerade weil sie sich nicht beschreiben und wissenschaftlich abgrenzen lassen. Das Geheimnis ist Teil und Voraussetzung ihres Auftretens.