Unsichtbare Bäume

Die Bäume wirken in diesen Wochen kurz vor der Winter-Sonnenwende wie abwesend. Als ob sie sich schon in einer anderen Dimension bewegen würden, die unsichtbar ist für uns Menschenwesen. Wenn ich mich jetzt zwischen ihnen bewege, ist meine Aufmerksamkeit häufiger abgelenkt. Tatsächlich zieht es mich dann eher in die Fußgängerzone, zu Menschen und ihren uferlosen Weihnachts-Kreationen, und nicht so sehr zu den Bäumen, was in der übrigen Zeit des Jahres undenkbar wäre. Um den Baum zu sehen, bedarf es jetzt eines Anlasses. So wie heute der Vogel, ein großer schwarzer Rabe, wenn ich es recht erinnere, der auf einem der noch recht schmächtigen Tulpenbäume landete, kurze Zeit später sich wieder in die Luft erhob, um dann sich auf dem Boden zu seinen Artgenossen zu gesellen. Der Ast, auf dem er saß, vibrierte nach seinem Abflug, so schwer war er. Und irgendwie kam mir die ganze Szene unwirklich vor. Raben hatte ich an dieser Stelle zuvor nie gesehen. Möglicherweise tauchten sie nur auf, um mich an den Baum zu erinnern, der mir heute sonst unsichtbar geblieben wäre.